In keiner anderen Branche liegen Erfolg und Misserfolg wohl derart nah beisammen, wie in der Biotech-Branche. Das jüngste Beispiel ist die schwedische Gesellschaft Oncopeptides, die am Freitag mit einer Horror-Meldung für negative Schlagzeilen gesorgt hat. Anleger strafen die Aktie mit einem Kurseinbruch von unfassbaren 77 Prozent ab.
Das Unternehmen hat dem Vernehmen nach beschlossen, das Krebsmedikament Pepaxto (Melphalan Flufenamide, kurz Melflufen) in den USA vom Markt zu nehmen. Laut Oncopeptides wurde die Entscheidung nach Interaktionen und Gesprächen mit der US-Gesundheitsbehörde FDA getroffen. Im Februar 2021 hatte die FDA wiederum der Substanz eine beschleunigte Zulassung gewährt.
Allerdings führten die Schweden eine Phase-3-Studie mit dem Namen "OCEAN" als Bestätigungsstudie durch, um die Zulassung zu untermauern. Die FDA sei nun der Ansicht, dass die Studie nicht die Kriterien erfüllt. Oncopeptides sei allerdings der Ansicht, dass die Daten der OCEAN-Studie "wissenschaftlich aussagekräftig" sind und "eine weitere Auswertung rechtfertigen".
Zurück auf Los
Dennoch hat Oncopeptides beschlossen, sich neu auszurichten und in Zukunft wieder als Forschungs- und Entwicklungsunternehmen zu firmieren. Der Fokus richtet sich dabei auf die Substanzen der nächsten Generation, OPD5 und OPDC3. Die Organisation wird verkleinert, um die Liquidität zu erhöhen und Ressourcen zu schonen. Dazu gehört auch die Schließung der kommerziellen Geschäftseinheiten in den USA und Europa.
Oncopeptides geht im wahrsten Sinne des Wortes zurück auf Los. Der Kursverlauf der letzten Monaten hat bereits wenig Gutes erahnen lassen, am Freitag wird die Aktie um unglaubliche 77 Prozent auf 6,50 Schwedische Kronen (0,65 Euro) durchgereicht. DER AKTIONÄR rät Anlegern, unbedingt die Finger von dem Wert zu lassen.