Das DAX-Unternehmen Sartorius hat vor einigen Wochen einmal mehr brillante Quartalszahlen vorgelegt. DER AKTIONÄR nahm das Event zum Anlass, um in Anschluss mit dem Vorstandsvorsitzenden der Gesellschaft, Joachim Kreuzburg, über die Ergebnisse, den Einfluss der Corona-Pandemie und die Lieferketten zu sprechen.
DER AKTIONÄR: Herr Kreuzburg, wie zufrieden sind Sie mit der bisherigen Geschäftsentwicklung in diesem Jahr?
Joachim Kreuzburg: Wir sind zufrieden, das dritte Quartal ist entsprechend unserer Erwartungen verlaufen. Unsere Prognose, die wir zur Jahresmitte deutlich nach oben korrigiert haben, konnten wir bestätigen. Sartorius arbeitet an der Kapazitätsgrenze und fährt derzeit ein umfassendes Personalaufbauprogramm, um der hohen Nachfrage nach unseren Produkten gerecht zu werden.
Welchen konkreten Einfluss hatte die Corona-Pandemie in den letzten Monaten? Welche Entwicklungen erwarten Sie, wenn die pandemische Lage abflacht?
In den ersten neun Monaten hat die Corona-Pandemie einen Umsatzeffekt von etwa 21 Prozentpunkten ausgemacht bei einem Wachstum von insgesamt 54 Prozent. Wir sind an der Produktion sämtlicher zugelassener Impfstoffe beteiligt und unsere Produkte kommen auch bei Corona-Tests zum Einsatz. Sechs Prozent des Wachstums stammen wiederum von Akquisitionen, sodass 27 Prozent auf rein organischen Zuwächsen im Basisgeschäft basieren. Was 2022 betrifft, gehen wir von einem Szenario aus, bei dem die pandemiebedingten Umsätze in etwa auf dem Niveau von diesem Jahr liegen. Dieses Szenario fußt auf Liefer- und Abnahmevereinbarungen zwischen Staaten und den Impfstoffherstellern. Unsere Mittelfristprognose für 2025 beinhaltet keine Erlöse, die im Zusammenhang mit der Pandemie stehen.
Wie wollen Sie Ihre ehrgeizigen Ziele für 2025 erreichen?
Ganz überwiegend wollen wir unsere Prognose mit organischem Wachstum in den Bereichen Biopharmazie und Life Science erreichen. Generell sehen wir eine besonders dynamische und innovative Phase in unserem Markt, die letzten großen Blockbuster waren Biopharmazeutika, die auch derzeit weite Teile der Pipelines von großen Pharmakonzernen ausfüllen. Darüber hinaus wollen wir auch weitere Akquisitionen umsetzen, der Fokus liegt hierbei auf komplementären Geschäften, die unser Angebot noch relevanter und attraktiver für unsere Kunden machen.
Sie haben die Innovationsstärke der Biotechnologie bereits angesprochen. Wo sehen Sie das größte Potenzial innerhalb der Branche?
Das Positive an unserer Branche ist, dass es nicht nur eine entscheidende Technologie gibt, sondern viele hochinteressante Ansätze. Heute und in den kommenden Jahren werden monoklonale Antikörper weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Wir sehen aber auch viele Fortschritte im Bereich der Gen- und Zelltherapien. Und auch der mRNA-Ansatz ist vielversprechend.
Inwiefern ist Sartorius derzeit von Lieferkettenproblemen betroffen?
Unser Vorteil ist, dass wir nicht von einem Produkt abhängig sind. Wir sehen allerdings, dass innerhalb der gesamten Kette ab und zu und an ganz unterschiedlichen Stellen Störungen und Engpässe auftreten. Bisher ist es unserem Team gelungen, die Probleme zu lösen und unsere Lieferfähigkeit sicherzustellen. Das Thema wird Sartorius, wie auch unsere gesamte Branche, sicher noch eine Weile beschäftigen. Geholfen hat uns, dass wir direkt mit Beginn der Pandemie, also seit März 2020, begonnen haben, Lagerreichweiten zu erhöhen.
Der Wert einer Sartorius-Aktie ist durch die Decke gegangen. Denken Sie über einen Aktiensplit nach, um das Papier optisch günstiger zu machen?
Das Thema haben wir aktuell nicht auf der Agenda, würden es aber für die Zukunft auch nicht ausschließen. Wir haben das Instrument in den letzten Jahren bereits genutzt; der letzte Aktiensplit wurde vor rund fünf Jahren durchgeführt.
Was können Anleger in den kommenden Quartalen von Sartorius erwarten?
Sartorius ist gut positioniert, im äußerst dynamischen und innovativen Markt der Lebenswissenschaften sowie Biopharmazie eine wichtige Rolle zu spielen. Ein Markt, der nach Innovationen verlangt, weshalb für uns Übernahmen eine wichtige Wachstumssäule sind. Diesen Kurs wollen wir weiter fortsetzen.
Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch!
Sartorius zählt weltweit zu den Top-Adressen, wenn es um Lösungen für die biopharmazeutische Industrie und Labore geht. Die Aktie der Gesellschaft ist hoch bewertet, doch Qualität hat bekanntlich ihren Preis – und den sind immer mehr Investoren bereit zu zahlen. Die Aktie bleibt auf der Empfehlungsliste des AKTIONÄR und bei Schwäche kaufenswert.