Der Antikörperspezialist Morphosys muss sich einen neuen Finanzvorstand suchen. Der aktuelle Amtsinhaber Sung Lee verlässt nach zwei Jahren aus persönlichen Gründen das Biotech-Unternehmen, wie die Münchner am späten Dienstagabend in Planegg mitteilte. Sein letzter Arbeitstag werde der 17. März 2023 sein, hieß es weiter. Die Suche nach einem Nachfolger sei bereits eingeleitet worden.
Der aus den USA zugezogene Lee war im Februar 2021 zu Morphosys gekommen. Er plant den Angaben zufolge nun die Rückkehr nach Kalifornien. Der Manager habe den Finanzbereich gestärkt und "Prozesse geschaffen, um unsere Finanzen in einer kritischen Zeit zu verwalten, in der wir stark in unsere Zulassungsstudien investieren und gleichzeitig unsere Ausgaben sorgfältig managen müssen", wurde Firmenchef Jean-Paul Kress in der Mitteilung zitiert.
Der Wechsel im Vorstand trifft Morphosys in unruhigen Zeiten: Das Unternehmen steckt nach der kostspieligen Übernahme des US-Krebsspezialisten Constellation Pharmaceuticals im vergangenen Jahr im Umbruch und schreibt wegen hoher Forschungskosten rote Zahlen.
An der Börse ist die Nachricht Wasser auf die Mühlen der Shortseller. Die Aktie steht mittlerweile nur noch bei etwa zwölf Euro und damit auf dem tiefsten Stand seit 2009. Bei dem Tempo, mit dem der Kurs sinkt, kann nicht mehr ausgeschlossen werden, dass Morphosys bald in den einstelligen Bereich fällt.
Mittlerweile beträgt die Marktkapitalisierung allerdings nur noch rund 400 Millionen Euro. Morphosys selbst verfügt über liquide Mittel von 480 Millionen Euro sowie weitere finanzielle Vermögenswerte im Volumen von 580 Millionen Euro. Möglicherweise lockt das einen Käufer nach Planegg.
Aus technischer Sicht darf man bei Morphosys nicht ins fallende Messer greifen. Andererseits dürften immer mehr Kaufinteressenten auf der Bühne auftauchen, je weiter die Aktie fällt. Wer das Spiel mitspielen will, braucht gute Nerven und Geduld.
(mit Material von dpa-AFX)