Die Weltgesundheitsorganisation WHO rät einem Bericht zufolge vom Einsatz des einst vielversprechenden Medikaments Remdesivir bei Covid-19-Erkrankungen ab. Nach eingehender Prüfung sei ein Expertengremium der WHO zu dem Schluss gekommen, dass das Mittel "keinen bedeutenden Einfluss auf die Sterblichkeit oder andere wichtige Wirkungen auf Patienten hat, wie den Bedarf künstlicher Beatmung oder die Zeit bis zu einer Besserung." Das schrieb die Fachzeitschrift "British Medical Journal" in einem am Freitag veröffentlichten Artikel. Es sei zudem noch nicht ausgeschlossen, dass das Medikament auch Schaden anrichten könnte. Dazu kämen die Kosten.
Remdesivir war vom US-Pharmakonzern Gilead ursprünglich zur Bekämpfung des Ebola-Virus entwickelt worden. Nach Ausbruch der weltweiten Pandemie galt es eine Zeit lang als Hoffnungsträger im Kampf gegen Covid-19. Es erhielt im Juli als erstes Mittel überhaupt in Europa eine Zulassung unter Auflagen zur spezifischen Behandlung von bestimmten Patienten.
Zuletzt hatten Tests aber nahegelegt, dass der Nutzen des Präparats bestenfalls gering ist. Die Erkenntnisse ergaben sich aus einer von der WHO koordinierten Studie mit Tausenden Patienten in fast 500 Kliniken in mehr als 30 Ländern.
Remdesivir wird per Infusion verabreicht und hemmt ein Enzym der Viren, das für deren Vermehrung nötig ist. Auch US-Präsident Donald Trump hat das Mittel während seiner Corona-Erkrankung neben einigen anderen Mitteln verabreicht bekommen.
Die fraglichen Aussichten bei Remdesivir bei Corona und die ohne bestehenden Probleme bei Gilead machen die Aktie des US-Biotech-Unternehmen derzeit zu keinem Kaufkandidaten. DER AKTIONÄR empfiehlt weiterhin, an der Seitenlinie zu verharren. Aus charttechnischer versucht sich das Papier zumindest derzeit an einer Bodenbildung. Ein deutlich positives Signal ist aber noch weit entfernt.
(Mit Material von dpa-AFX)