Bayer zeigt Verständnis für die Glyphosat-Kritiker in Europa. "Wir können nachvollziehen und respektieren, dass es in einigen europäischen Ländern den Wunsch der Politik gibt, den Einsatz von Glyphosat zu reduzieren", so Liam Condon, Mitglied des Vorstands der Bayer AG und Leiter der Division Crop Science gegenüber dem Tagesspiegel.
Demnach werde man mit den unterschiedlichsten Interessengruppen zusammenarbeiten, um alternative Lösungen zu entwickeln. An der grundsätzlichen Position solle sich aber nichts ändern. Unverändert sei Bayer auch von der "Sicherheit und Effektivität dieser Produkte" überzeugt, so Condon. Dies bestätigte vor Kurzem auch Oliver Maier, Head of Investor Relations, gegenüber DER AKTIONÄR im Bezug auf die Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten.
"Wir sind weiterhin überzeugt, gute Argumente gegen die erhobenen Ansprüche zu haben, und beabsichtigen, uns in all diesen Verfahren entschieden zu verteidigen. Parallel zu den Gerichtsprozessen wird sich Bayer aber auch konstruktiv in den Mediationsprozess einbringen, der von einem Bundesrichter in Kalifornien angeordnet wurde. Zudem wurde Ende Juni ein Aufsichtsratsausschuss gegründet, und der US-Anwalt John H. Beisner wurde beauftragt, den Aufsichtsrat zum Rechtskomplex Glyphosat kontinuierlich zu beraten."
Dauerthema Glyphosat
In Europa hingegen droht in einigen Ländern das Aus für den Unkrautvernichter. Österreich hat ein entsprechendes Verbot bereits auf den Weg gebracht. Auf EU-Ebene ist Glyphosat, unter anderem im Produkt "Roundup" enthalten, bis zum 15. Dezember 2022 zugelassen. "Es stellt sich die Frage, wie lange das Pflanzenschutzmittel RoundUp noch verkauft werden darf und welcher operative Schaden im Falle eines Verbots entstünde", betont Analyst Tobias Gottschalt von Independent Research gegenüber DER AKTIONÄR.
Gottschalt stuft die Papiere derzeit mit "Verkaufen" und einem Kursziel von 65,00 Euro ein. "Durch Monsanto haben sich die Bilanzrisiken (Stichwort: Goodwill) erheblich erhöht. Zudem ,wackelt' der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr", begründet der Analyst unter anderem sein Votum.
Auch wenn sich das Chartbild bei der Bayer-Aktie zuletzt erheblich verbessert hat: Die Risiken im Bezug auf die Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten und den Jahresausblick bleiben bestehen. Die DAX-Papiere sind aktuell bestenfalls eine Halteposition.