Anfang Februar war es soweit: Bayer einigte sich bei einem entscheidenden Teil seines milliardenschweren Glyphosat-Vergleichs - dem Umgang mit künftigen US-Klagen - rund um angebliche Krebsrisiken des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup. Allerdings muss der zuständige Richter Vince Chhabria noch zustimmen. Am Donnerstag stehen zunächst frische Zahlen auf der Agenda.
Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten noch nicht vom Tisch
Sollte der Richter, bei dem zahlreiche US-Verfahren gebündelt sind, den neuen Vorschlägen zustimmen, könnte Bayer wahrscheinlich endlich den Großteil der US-Rechtsstreitigkeiten abhaken, die mit der rund 63 Milliarden Dollar teuren Monsanto-Übernahme an Bord gegangen waren. Eine teure Angelegenheit: Das Vergleichspaket würde die Leverkusener bis zu rund 11,6 Milliarden Dollar kosten, inklusive der bis zu 9,6 Milliarden Dollar für bestehende Klagen.
Da der Konzern das Geld im vergangenen Jahr zurücklegte und wegen damals schwieriger Agrargeschäfte in der Sparte eine hohe Abschreibung verbuchte, ist 2020 ein Milliardenverlust angefallen. Wie hoch genau, wird Konzernchef Werner Baumann an diesem Donnerstag, den 25. Februar, bekannt geben.
Preise ziehen wieder an
Mittlerweile haben sich die Perspektiven für das Agrargeschäft verbessert. Hohe Preise für Feldfrüchte steigern die Anreize für Landwirte, mehr Soja, Mais und Baumwolle anzubauen und dabei auch zu teureren Saatgutsorten zu greifen sowie mehr Geld für Pflanzenschutz auszugeben.
Um sich zu wappnen, verschärfte der Konzern im Herbst seine Sparanstrengungen. Zusätzlich zum aktuellen Programm, das die jährlichen Kosten ab 2022 um 2,6 Milliarden Euro drücken soll, sollen ab 2024 mehr als 1,5 Milliarden Euro pro Jahr wegfallen.
Wegbrechende Umsätze bei Top-Sellern drohen
Neben Gegenwind in der Agrarsparte machte die Corona-Pandemie Bayer im vergangenen Jahr auch im Pharmageschäft zu schaffen. Nicht dringend notwendige Behandlungen wurden verschoben, die Menschen scheuten den Gang ins Krankenhaus. Das nagt unter anderem an den Umsätzen mit Eylea, einem eigentlich stark gefragten Augenmedikament. In China hinterließ zudem das nationale Programm zum Großeinkauf von Medikamenten weitere Spuren. Damit drückt die chinesische Regierung die Preise massiv, dadurch steigende Verkaufszahlen gleichen das nicht zwangsläufig aus. Das für den Konzern wichtigste Medikament, der Gerinnungshemmer Xarelto, dürfte im vergangenen Jahr indes weiter zugelegt haben.
Derweil richtet sich hier der Blick nach vorn. In den kommenden Jahren werden in verschiedenen Ländern nach und nach Patente für Xarelto und Eylea auslaufen. Dann können Konkurrenten Nachahmermedikamente verkaufen. Um diese Mindereinnahmen zu kompensieren steckte Bayer zuletzt einiges Geld in das Geschäft mit Gen - und Zelltherapien, einem immer wichtigeren Feld der Pharmaforschung.
Die Glyphosat-Rechtsstreitigkeiten sind weiterhin ein Bremsklotz für die Bayer-Aktie. Erst mit einer nachhaltigen, finanziell verkraftbaren Lösung des Problems sollte der DAX-Wert wieder in deutlich höhere Kursregionen vorstoßen können. Anleger gehen das Risiko vorerst nicht ein und machen weiter einen Bogen um die Aktie.
(Mit Material von dpa-AFX)