Volkswagen kämpft schon seit Monaten mit seiner Software-Sparte Cariad. Mehrmals hat es bei wichtigen Projekten Verzögerungen gegeben. Unter anderem musste dadurch das Prestige-Objekt „Trinity“ von 2026 auf 2030 verschoben werden. Jetzt soll es ein neuer Manager richten.
Volkswagen wechselt die Führung der kriselnden Software-Sparte Cariad aus. Wie bereits vorab der “Business Insider" berichtete, setzt Konzernchef Oliver Blume auf neue Manager aus den
eigenen Reihen. Peter Bosch, Produktionsleiter der VW-Luxusmarke Bentley, wird ab 1.Juni das Ruder bei Cariad übernehmen und Dirk Hilgenberg ablösen, wie VW am Montag bekannt gab.
"Peter Bosch steht für einen Neuanfang, bei dem das ursprüngliche Geschäftsmodell, ein eigenes Betriebssystem zu entwickeln, deutlich angepasst wird."
„Peter Bosch steht für einen Neuanfang, bei dem das ursprüngliche Geschäftsmodell, ein eigenes Betriebssystem zu entwickeln, deutlich angepasst wird. Es hat sich gezeigt, dass diese ursprüngliche Cariad Strategie für einen Autobauer wie VW zu anspruchsvoll und damit zu teuer und instabil in der Umsetzung ist. Konventionelle Autobauer zu Software-Konzernen zu transformieren hat zu hohe Risiken. Die neue Ausrichtung geht zu großen Teilen in Partnerschaften mit Zuliefern und Software Konzernen und verlagert Software-Verantwortlichkeiten in die Marken“, sagt auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut gegenüber dem AKTIONÄR.
Für VW-Chef Oliver Blume, der seit September an der Spitze von Europas größtem Autobauer steht, ist die Sanierung von Cariad ein zentrales Thema.
In den letzten Monaten hatten die Probleme innerhalb der Sparte zu Verschiebungen wichtiger Projekte geführt. Der verspätete Roll-out des elektrischen Porsche Macan und des Audi Q6 e-tron sind eine Folge davon.
Auch Pläne für eine markenübergreifende Plattform, die das Trinity-Projekt von VW unterstützen und selbstfahrende Autos ermöglichen sollte, mussten von 2026 auf das Jahr 2030 verschoben werden.
"Im eigentlichen Sinn entwickelt VW kein völlig eigenständiges OS, also Betriebssystem, mehr. Es werden Komponenten – etwa Halbleiter von Qualcomm oder Horizon Robotics - herangezogen,"
„Im eigentlichen Sinn entwickelt VW kein völlig eigenständiges OS, also Betriebssystem, mehr. Es werden Komponenten – etwa Halbleiter von Qualcomm oder Horizon Robotics - herangezogen, beim teilautonomen Fahren hat man die Allianz mit Bosch und auch beim Smart Cockpit wird man sich sicher Huawei, Samsung, Apple, Google, Microsoft-Lösungen genau anschauen. Es wird also eine Neuausrichtung geben und eher in die Richtung gehen, was Mercedes vor ein paar Monaten mit seiner Partnerschaft mit Nivida und Google vorgestellt hat. BMW hat diesen Weg übrigens von Anfang an beschritten und damit viel Geld gespart“, sagt Auto-Experte Dudenhöffer.
Deutsche Bank Research hat die Volkswagen-Vorzugsaktien
Die Schweizer Großbank UBS hat wenige Tage vorher das Kursziel für die Volkswagen-Vorzugsaktien von 130 auf 135 Euro angehoben, die Einstufung aber auf "Neutral" belassen. Analyst Patrick Hummel hob in einer Studie vom Montag seine bereinigten Ergebnisschätzungen (EPW) an. Er trage damit dem etwas besser als erwartet ausgefallenen Zwischenbericht Rechnung - und einer anhaltend soliden Entwicklung vor allem bei den Premium-Marken des Autobauers.
Fakt ist: In den letzten Monaten kam es immer wieder zu Verzögerungen bei der software-Tochter Cariad. Mehr Tempo und eine „aufgeweichte“ Strategie in diesem wichtigen Bereich würde Volkswagen sicherlich guttun. Weitere Verzögerungen bei neuen Modellen kann sich der VW-Konzern nicht leisten. Ohnehin ist auch hier mehr Tempo und mehr Mut erforderlich.
Die Modelle ID.4, ID.4 und ID.5 sind nett, aber im Wettbewerb mit Tesla oder BYD zu brav und zu wenig innovativ. Auch der erst kürzlich vorgestellte ID.7 ist kein Gamechanger für VW.
Die Aktie wird heute Ex-Dividende gehandelt. VW schüttet 8,76 Euro an seine Aktionäre aus. Aus charttechnischer Sicht bietet die Zone zwischen 115,00 Euro und 120,00 Euro Support für die Aktie.