Am Montag hatte VW-Chef Oliver Blume in einem Handelsblatt-Interview ausführliche Informationen zu den Renditeprogrammen für die Konzern-Marken und damit das gesamte Unternehmen gegeben. Darin ging es vor allem um Sparmaßnahmen und Margenziele. Erste Reaktionen darauf ließen nicht lange auf sich warten.
Der Manager stimmte Angestellte und Anleger auf einen langwierigen Umbauprozess ein. Ziele sind unter anderem, das Renditeniveau in den nächsten Jahren von aktuell acht auf zehn Prozent und den Umsatz bis 2027 um fünf bis sieben Prozent pro Jahr zu steigern. Den einzelnen Konzernmarken setzte Blume dabei feste Vorgaben, so soll etwa die Kernmarke VW ihre Marge um 2,5 Prozentpunkte auf 6,5 Prozent steigern. Einsparungen in Milliardenhöhe sind dafür unabdingbar.
Dazu werde der Autobauer zukünftig unter anderem den Ansatz „Value over Volume“ verfolgen und nicht mehr stur auf Absatzwachstum setzen. Dadurch sollen Rabatte bei Überkapazitäten vermieden werden.
Diese Vorgaben riefen unter anderem Betriebsratschefin Daniela Cavallo auf den Plan. Die Renditevorgabe sei kein Zielbild, das die Belegschaft mitnehme oder motiviere. Dabei ziehe mit der angespannten Lage angesichts von Lieferengpässen, schleppendem Elektro-Hochlauf, Digitalisierung und neuer Konkurrenz aus China, die sich noch verschärfen könnte, ein „perfekter Sturm“ auf. Um diesen zu bewältigen, brauche man alle Mitarbeiter an Deck. Weitere Kritik übte Cavallo an dem Effizienzprogramm. Die fehlenden Aussagen zu dessen Inhalt sorgten bei der Belegschaft für Verunsicherung.
Berenberg-Analyst Romain Gourvil fand in seiner am Mittwoch veröffentlichten Studie dagegen lobende Worte für die Strategie. Zudem habe Unternehmenslenker Blume eine sehr ausgewogene Sicht auf die Chancen und Risiken für den Autobauer gegeben. Das wichtige China-Geschäft mit E-Autos bleibe derweil herausfordernd. Sein Kursziel von 130 Euro und die Einschätzung auf „Kaufen“ bestätigte der Experte.
Gourvil ging in seiner Studie auf das wohl größte Problem VWs ein: das schwächelnde China-Geschäft. Auf dem Markt erzielte der Konzern in den vergangenen Jahren über 40 Prozent seiner Absätze. Auch deshalb kann VW jetzt Ärger von Seiten des Betriebsrats nicht gebrauchen. Allerdings wurde zuletzt in mehreren deutschen Werken die Produktion aufgrund schwacher Elektro-Nachfrage zurückgefahren und die Entlassung erster Mitarbeiter angekündigt. Wie Anleger bei den VW-Vorzügen handeln sollten, erfahren Sie in der neuesten Ausgabe 39/23 des AKTIONÄR, die sie ab Mittwoch 22 Uhr hier bequem als E-Paper herunterladen können.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz..