Das Volkswagen-Werk in der chinesischen Provinz Xinjiang steht bereits seit Jahren in der Kritik. Gegner vermuten dort Menschenrechtsverletzungen. Im Dezember wurde in einer Untersuchung zwar bestätigt, dass es bei VW keine Hinweise darauf gibt. Doch die Kritik reißt nicht ab, die Politik fordert den Rückzug der Wolfsburger. Doch wie hart würde dieser den Konzern treffen?
Der Reihe nach: Der chinesischen Staatsführung wird vorgeworfen, in Xinjiang Angehörige der Uiguren – einer muslimischen Minderheit in China - gegen ihren Willen in Umerziehungslager gesteckt, zum Teil gefoltert und zu Zwangsarbeit gezwungen zu haben. Die Regierung bestreitet dies. Auch das VW-Werk blieb von den Vorwürfen nicht verschont. Im Sommer hat VW daher eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die die Vorwürfe entkräftete.
Doch die Unabhängigkeit der Untersuchung wird von Kritikern – auch VW-intern und von Mitarbeitern des Prüfungskonzerns – angezweifelt. Der Druck auf den Autobauer verschärft sich nun zudem, nachdem der Chemie-Riese BASF am Freitag ankündigte, sich von seinen Joint-Ventures in der Region zu trennen. Zahlreiche Politiker – allen voran von den Regierungsparteien – fordern das nun erneut und verstärkt auch von VW.
So hart wäre der Verlust des Werks für Volkswagen
Sollte VW den Forderungen nachkommen und sich von dem Werk in Urumqi trennen, wären die Auswirkungen wohl zu vernachlässigen. Lediglich knapp 200 Menschen beschäftigt der Autobauer laut älteren Angaben dort. Die wirtschaftliche Bedeutung ist eher gering, derzeit werden nur Fahrzeuge aus anderen Fabriken für die Auslieferung vorbereitet. Ein Manager erklärte anonym, dass VW dort kein Geld verdient.
Warum halten die Wolfsburger also an dem Standort fest? Das dürfte unter anderem mit dem Verhältnis zur chinesischen Regierung zu erklären sein. China ist für VW der wichtigste Absatzmarkt. Der ehemalige VW-Boss Martin Winterkorn hatte damals im engen Kreis erklärt, dass VW den Standort nur auf Wunsch der Regierung in Peking eröffnete.
Das VW-Werk in der Region Xinjiang steht seit jeher in der Kritik. Für den Konzern ist es jedoch nur von geringer Bedeutung, weshalb die Entwicklungen um die Fabrik keine großen Auswirkungen haben dürften. Lediglich die Sorge, dass die chinesische Regierung VW das Leben bei einem Abschied aus Urumqi schwer macht, bleibt bestehen. DER AKTIONÄR rät aber weiterhin zum Kauf der Vorzüge. Das Chartbild hat sich zuletzt deutlich aufgehellt, die Erwartungshaltung gegenüber dem VW-Konzern ist auf dem aktuellen Niveau nach wie vor sehr niedrig.
Mit Material von dpa-AFX
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Volkswagen Vz..