Die weiterhin hohen Kosten und instabilen Lieferketten haben den dänischen Windkraftanlagen-Hersteller Vestas auch im dritten Quartal belastet. Konzernchef Henrik Andersen hob zwar die verbesserte Rentabilität hervor, doch stehe sie immer noch unter Druck. Die Aktie drehte nach anfänglichen Verlusten dennoch deutlich ins Plus.
Die positiven Töne des Managements auf der Telefonkonferenz kamen bei den Anlegern gut an. Dort wurde eine leichte Verbesserung der Lage in den kommenden Quartalen in Aussicht gestellt. So dürften sich die Margen 2023 deutlich erholen. Am meisten Aufwärtspotenzial habe demnach aber die Auftragslage.
Im laufenden Gesamtjahr wird Vestas laut der neuen Prognose jetzt aber in jedem Fall operativ rote Zahlen schreiben. Bislang war im besten Fall eine schwarze Null angenommen worden. Nun wird die um Sondereinflüsse bereinigte EBIT-Marge bei minus fünf Prozent erwartet. Dieser Wert war bislang das untere Ende der Spanne. Weiterhin musste das Management seine Wachstumserwartungen herunterschrauben.
Prognose gesenkt
Beim Umsatz prognostiziert der weltgrößte Hersteller von Windkraftanlagen nur noch höchstens 15,5 statt bislang 16 Milliarden Euro Umsatz. Das untere Ende der Spanne blieb mit 14,5 Milliarden Euro unverändert. Statt eine Milliarde sollen dieses Jahr außerdem nur rund 850 Millionen Euro investiert werden. Immerhin einen Lichtblick gibt es beim erwarteten Umsatz im Service-Geschäft, das Segment soll statt um 10 nun um 20 Prozent wachsen.
Im dritten Quartal belief sich Vestas' Konzernumsatz auf 3,9 Milliarden Euro, ein Rückgang von 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die operative Marge lag bei minus 3,2 Prozent, nach minus 5,5 im zweiten Quartal, aber plus 5,7 ein Jahr zuvor. Unter dem Strich steht bei Vestas nach neun Monaten ein Verlust von über einer Milliarde Euro und damit deutlich mehr als von den Analysten erwartet. Und auch die neue Prognose ist noch schwächer als befürchtet.
Verhaltene Analysten
Abgesehen vom Servicegeschäft hätten die Dänen im dritten Quartal durch die Bank schwach abgeschnitten, schrieb Analyst Akash Gupta von der US-Bank JPMorgan. Angesichts der gesenkten Jahresziele rechnet er mit massiv sinkenden Schätzungen für Umsatz und Margen. Seine Kollegin Supriya Subramania von der Schweizer Großbank UBS bezeichnete nach ihrer Analyse des Zwischenberichts die durchschnittlichen Verkaufspreise als einzigen Lichtblick.
Die Zahlen von Vestas sind schwach. Die positive Kursreaktion zeigt allerdings, wie verhalten die Erwartungen am Markt bereits waren. Dennoch: Die Margenprobleme der Turbinenbauer halten an. Eine nachhaltige Kurserholung dürfte es erst geben, wenn die Profitabilität steigt. Bis dahin sind andere Green-Tech-Aktien wie Enphase oder Energiekontor zu favorisieren.