Der schwer kriselnde und vor der Verstaatlichung stehende Gasversorger Uniper hat sich zuletzt im Bereich der 4,00-Euro-Marke etwas stabilisiert. Doch angesichts der Energiekrise fallen nach wie vor hohe Verluste an. Wegen der mangelhaften Risikobeurteilung wächst nun auch die Kritik am Management.
„Angesichts des Russlandrisikos stellt sich die Frage, inwiefern Vorstand und Aufsichtsrat ihrer Sorgfaltspflicht angemessen nachgekommen sind“, so Sven Behrendt, Chef der Beratungsfirma GeoEconomica, im Spiegel. Noch im Ende Februar veröffentlichten Geschäftsbericht hatte Uniper erklärt, hinsichtlich politischer Risiken „moderat“ exponiert zu sein. Erst im Quartalsbericht Anfang Mai wurde das Risiko durch den Ukraine-Krieg als bedeutend bewertet.
Uniper selbst erklärt, dass der Vorstand die Situation von Anfang an beobachtet und mögliche Auswirkungen bewertet habe. Auch der Aufsichtsrat sei seinen Sorgfaltspflichten ordnungsgemäß nachgekommen. Behrendt dagegen sieht ein grundsätzliches Problem: „Die Risikoberichterstattung der Unternehmen ist dem Wandel ihres geopolitischen Risikoumfelds oftmals nicht angemessen, das ist nicht mehr akzeptabel.“
Bei Uniper übt er konkrete Kritik: „Die Bundesregierung muss sich fragen, wie sie als neuer Eigentümer mit einem Management weiterarbeiten will, das ein offensichtliches Risiko so fahrlässig unberücksichtigt gelassen hat.“
Die Gaskrise ist längst nicht gelöst, die Lage spitzt sich weiter zu. Angesichts der Verstaatlichung und der geopolitischen Risiken bleiben viele Fragen offen. Anleger lassen unverändert die Finger von Uniper.