Der Börsenwert des schwer kriselnden Gaskonzerns Uniper ist zuletzt massiv zusammengeschmolzen. Die Aktie hat seit Jahresbeginn rund 90 Prozent verloren und stieg im September aus dem MDAX in den SDAX ab. Noch immer wird der vor der Verstaatlichung stehende Konzern an der Börse aber mit rund 1,3 Milliarden Euro bewertet. Die Analysten sind weiter skeptisch.
Nach Ansicht von Piotr Dzieciolowski von der Citigroup droht der fundamentale Wert der Uniper-Papiere bei einer starken Verwässerung für die Altaktionäre von wohl 99 Prozent unter einen Euro zu sinken. Altaktionäre dürfen bei den Kapitalerhöhungen nämlich nicht mitmachen. Analyst Sam Arie von der Schweizer Großbank UBS kann sich die Kurskapriolen vor allem mit der Schließung großer Leerverkaufspositionen erklären.
Das zeigt: Ähnlich wie die Anleger haben sich auch die Analysten in den vergangenen Monaten vermehrt von Uniper abgewandt. Einschätzungen zur künftigen Kursentwicklung gibt es kaum noch, geschweige denn Kaufempfehlungen für die Aktie. Die verbliebenen von dpa-AFX erfassten Studien kommen von der UBS sowie JPMorgan und Citigroup. Alle drei empfehlen, die Position im Portfolio zu verringern.
Niedrige Kursziele
JPMorgan-Analyst Vincent Ayral hat dabei mit einem Kursziel von 2,20 Euro noch die optimistischste Sicht auf die Aktie. Die Fundamentaldaten für Uniper blieben düster, schrieb er. Der Versorger werde als Schutzschild für die deutsche Wirtschaft benutzt. Ayral stellte in Aussicht, dass die Minderheitsaktionäre auf dem Rechtsweg eine materielle Entschädigung erhalten könnten. Kurzfristig sei das jedoch unwahrscheinlich.
Die Citigroup orientiert sich mit ihrem Kursziel von 1,70 Euro an dem Stückpreis, den der deutsche Staat für die vorgesehenen neuen Aktien und die bisher von Fortum gehaltenen Aktien zahlen soll. UBS-Analyst Sam Arie liegt mit 1,80 Euro nur geringfügig darüber. Er verwies in einer Studie auch auf die Neunmonatszahlen. Sie zeigten, unter welch hohem Druck der Versorger stehe. Bis Ende September belief sich Unipers ausgewiesener Nettoverlust in diesem Jahr auf 40,3 Milliarden Euro.
Arie kalkuliert damit, dass der Konzern von den möglichen 25 Milliarden Euro durch Kapitalerhöhungen wohl 20 Milliarden benötigen wird. Er sieht „keine solide, fundamentale Basis für eine optimistischere Einschätzung.“
Die Krise bei Uniper ist kaum zu lösen. Es bleiben viele Fragen offen, die Kurskapriolen dürften sich noch fortsetzen. Die Aktie bleibt lediglich eine Spielwiese für Zocker.
Mit Material von dpa-AFX