Tesla hat gestern nachbörslich einen Rekordgewinn für das abgelaufene Quartal gemeldet. Auch der Umsatzanstieg kann sich sehen lassen. Dennoch sind die Anleger damit offenbar nicht zufrieden, viele Experten haben einige anhaltende Bedenken. Am Ende hatten sich die Bullen mehr erhofft. Das Chartbild mahnt zur Vorsicht.
Am Mittwochabend meldete Tesla einen Betriebsgewinn von 3,7 Milliarden Dollar bei einem Umsatz von 21,5 Milliarden - beides lag etwas unter den Prognosen der Analysten. Wedbush-Analyst Dan Ives bezeichnete das Quartal in einem Bericht vom Donnerstag als „respektabel“ und merkte an, dass Probleme in der Lieferkette und die Inflation die Gewinnmargen weiterhin belasten. Das berichtet das Nachrichtenportal Barron’s. Er sei jedoch nicht so sehr über die aktuellen Ergebnisse besorgt. Er mache sich mehr Sorgen über die Nachfrage, die auf eine mögliche weltweite Rezession zusteuere.
Am Scheideweg
„In dieser düsteren Marktsituation befindet sich Tesla in einer Phase der Weggabelung, durch die Musk das Unternehmen navigieren muss und die für Tesla an der Nachfragefront ein Moment der Wahrheit sein wird“, schrieb Ives weiter. „Musks Tonfall war sehr positiv und wich nicht von früheren Kommentaren darüber ab, was Tesla auf dem Markt sieht. Dennoch war dieses Quartal kein Zuckerschlecken, und die Anleger erwarten mehr von Tesla, das einen höheren Standard als jeder andere Autohersteller hat.“
Tesla bald mehr wert als Apple und Saudi Arabian zusammen?
Musk wiederholte frühere Aussagen, dass Tesla alle Autos verkaufen könne, die es produziere. Er sagte auch, dass Tesla „rezessionsresistent“ sei, da der Anteil der Elektrofahrzeuge an den Neuwagenverkäufen weltweit noch gering sei. Musk meinte auch, er sehe einen Weg für Tesla, einen höheren Wert als Apple und Saudi Arabian Oil zusammen zu erreichen. Das sind etwa 4,4 Billionen Dollar, also etwa das Sechsfache der derzeitigen Marktkapitalisierung von Tesla.
Ives ist nicht so optimistisch. Er behielt seine Kaufempfehlung für die Aktien bei, senkte aber sein Kursziel von 360 auf 300 Dollar. Jeffrey Osborne von Cowen senkte sein Kursziel ebenfalls, und zwar von 244 auf Dollar 205 pro Aktie. Er stuft die Tesla-Aktie mit Halten ein. Osborne ist ein wenig besorgt über die Preisentwicklung. Die durchschnittlichen Verkaufspreise und der Bruttogewinn pro Auto sind im dritten Quartal gegenüber dem zweiten Quartal gesunken. „Wir sind auch besorgt über eine mögliche makroökonomische Verlangsamung in China, da die Region eine Marge lieferte, die weit über dem Unternehmensdurchschnitt lag", fügte der Analyst in einer Notiz vom Donnerstag hinzu.
An Tesla scheiden sich die Geister. Auch die Analysten-Gemeinde ist in dieser Frage generell gespalten, aber selbst Bullen senken nun ihre Kursziele. DER AKTIONÄR geht aktuell davon aus, dass Tesla bei seinen Zielen für das Gesamtjahr zurückrudern muss. Der Chart testet aktuell wieder das Niveau bei 206,00 Dollar, was erstmals im Dezember 2020 erreicht wurde.