Seit dem DAX-Aufstieg im März ist bei der Aktie von Siemens Energy die Luft raus. Geplatzt sind nun auch die Verhandlungen mit den Arbeitnehmern über die konkrete Ausgestaltung des angekündigten Jobabbaus. Rund 2.900 Jobs sollen dabei gestrichen werden.
Man sei trotz intensiver Bemühungen „nicht durch die Tür gekommen“, hieß es am Freitag von der IG Metall. Auch Siemens Energy bestätigte das Scheitern. Das Unternehmen ruft nun eine sogenannte Einigungsstelle an. Sie ist laut Siemens Energy paritätisch mit Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern besetzt und soll unter der Leitung eines unabhängigen Vorsitzenden eine abschließende Regelung finden. Zu weiteren Details wollte sich Siemens Energy zunächst nicht äußern.
Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Robert Kensbock sagte, man sei „bei vielen Themen aufeinander zugegangen“. „Bei einigen Inhalten beharrt die Unternehmensseite jedoch auf ihren Abbauzielen, ohne Alternativkonzepte unsererseits ernsthaft zu prüfen.“ IG-Metall Vorstand Jürgen Kerner sagte, er habe den Eindruck, dass es dem Vorstand von Siemens Energy „nicht nur um Einsparungen, sondern auch um eine grundsätzliche Agenda geht – nämlich um Abbau in Deutschland und Verlagerung ins Ausland.“
Siemens Energy hatte Anfang Februar mitgeteilt, weltweit 7.800 Jobs streichen zu wollen. Nur wenige Tage zuvor hatte das Unternehmen mit der IG Metall eine Zukunftsvereinbarung zum Umbau des Unternehmens geschlossen, die unter anderem vorsieht, „möglichst keine Standorte schließen zu müssen“ und „notwendige Personalanpassungen“ möglichst über freiwillige Maßnahmen zu ermöglichen, wie es damals hieß.
Neue Kaufempfehlung
Positive Nachrichten gab es derweil von Seiten der Analysten. JPMorgan-Experte Andreas Willi rechnet mit einer starken Berichtssaison in der Investitionsgüterbranche. Sowohl bei den Umsätzen als auch bei der Profitabilität gebe es Aufwärtspotenzial. Siemens Energy sei auf gutem Weg, die Jahresziele zu erreichen. Das Kursziel lautet 30 Euro, die Einstufung entsprechend „Overweight“.
Das Platzen der Verhandlungen ist ärgerlich, sollte aber keine nachhaltigen Auswirkungen auf den Aktienkurs haben. Wichtiger ist, dass sich die Stimmung für Green-Tech-Aktien langsam wieder aufhellt, zu denen auch Siemens Energy angesichts der Tochter Siemens Gamesa und der latenten Wassrstoff-Fantasie gerechnet wird. Wer noch nicht investiert ist, kann auf dem aktuellen Niveau nach wie vor wieder eine erste Position aufbauen.