Es war durchaus ein Schock für Anleger, als sie am heutigen Montagmorgen auf die Kurstafel schauten. Rund 13 Prozent verlor die Aktie von Siemens Energy kurz nach Handelsstart. Es war der zweite drastische Kurssturz nach dem DeepSeek-Abverkauf Ende Mai. Doch die Panik am Markt ist schnell verflogen, an Nachmittag notiert der DAX-Titel keine drei Prozent mehr im Minus.
Auslöser für den Flash Crash in den ersten Handelsminuten war ein Bloomberg-Bericht, in dem unter Berufung auf eine Studie von TD Cowen darauf hingewiesen wurde, dass Microsoft begonnen habe, das Leasing von KI-Rechenzentren zurückzuschrauben. Der US-Tech-Riese habe demnach Mietverträge für Rechenzentrumskapazitäten im Volumen von insgesamt einigen hundert Megawatt gekündigt. Das hat Sorgen aufgeworfen, ob derzeit mehr neue KI-Rechner in Planung stehen als tatsächlich benötigt werden.
Siemens Energy gilt mit seinem starken Portfolio bei Netztechnik als einer der großen Profiteure des hohen Energiebedarfs, der durch die KI-Rechenzentren entsteht. Entsprechend steht auch der US-Rivale GE Vernova vor Börsenstart unter Druck. Allerdings zeigt die Reaktion beim KI-Darling Nvidia und Microsoft selbst – beide Aktien notieren vor US-Handelsstart im Plus –, dass die ersten Sorgen übertrieben gewesen sein könnten.
Am Markt wurde Siemens Energy zudem als Wahlverlierer angesehen, nachdem die Grünen als größter Unterstützer der Windkraft voraussichtlich nicht mehr Teil der Regierung sein werden. Allerdings dürften die tatsächlichen Auswirkungen auf den Ausbau von Windparks nicht so groß sein, zudem hat der Markt die schwächelnde Windtochter Gamesa bereits seit Monaten zunehmend ausgepreist und die ohnehin vorhandenen Sorgen im Rahmen der Kursrally in den Hintergrund treten lassen.
Weder die Microsoft-Berichte noch der Wahlausgang rechtfertigen die zweistelligen Kursverluste im frühen Handel. Kurzzeitige Rücksetzer sind bei Siemens Energy nach der Mega-Rally 2024 und zum Jahresbeginn aber auch kein Grund zu Sorge. DER AKTIONÄR rät angesichts der starken Geschäftsentwicklung und des überzeugenden Chartbilds weiter dazu, die Gewinne laufen zu lassen.