Vor mehr als zwei Jahren hatten die Energieriesen und damals noch Konkurrenten RWE und E.on einen Plan vorgestellt, der den Energiemarkt neu ordnen sollte. Seit Anfang Juli ist das Tauschgeschäft komplett. RWE konzentriert sich nun auf Erneuerbare Energien und will als Stromerzeuger sauberer werden.
Die Verstromung von Kohle, Gas sowie die der Kernkraft verlieren schrittweise an Bedeutung. Bis dato ist der Anteil der Erneuerbaren Energien aber noch gering – die Essener kamen eigenen Angaben zufolge zuletzt auf rund zwölf Prozent. Bis 2022 will RWE nun aber weltweit fünf Milliarden Euro in Windkraftanlagen oder Solarparks stecken.
Durch den Deal mit E.on ist RWE bereits zu einem der weltweit größten Erzeuger von grünem Strom geworden. Im Zuge des Kohleausstiegs wird RWE zudem seine Braunkohlekraftwerke schrittweise abschalten. Vom Bund soll der Konzern dafür 2,6 Milliarden Euro erhalten. Die Braunkohlekraftwerke sollen bis zum Jahr 2038 stillgelegt werden.
Coronakrise gut bewältigt
Das Jahr 2020 ist bislang für RWE solide verlaufen, der Konzern verbuchte im ersten Quartal trotz des Coronavirus-Ausbruchs einen Gewinnzuwachs. Dabei profitierte er unter anderem von starken Geschäften mit Windstrom und dem Energiehandel. Die Pandemie hatte nur einen begrenzten Einfluss auf die Geschäfte. Anders als viele andere Unternehmen konnte RWE so seine Prognose für das laufende Jahr bestätigen. Die Essener peilen für 2020 ein bereinigtes operatives Ergebnis (EBITDA) von 2,7 bis 3,0 Milliarden Euro an.
Noch nicht entschieden ist, wie es mit dem Thema Datteln 4 weitergeht. Weil es nicht mehr zum Geschäftsmodell der neuen RWE passe, will der Konzern keinen Strom aus Unipers neuem Steinkohlekraftwerk beziehen. RWE sei nach wie vor der Auffassung, die vor Jahren geschlossenen Verträge mit dem Datteln-Betreiber wirksam gekündigt zu haben. Deshalb bestehe "auch künftig keine Verpflichtung zur Abnahme", hatte Vorstandschef Rolf Martin Schmitz bei der Online-Hauptversammlung des Konzerns gesagt.
Mit der Rückbesinnung auf Erneuerbare Energien geht RWE den richtigen Weg. Das wird auch an der Börse gewürdigt. Die Aktie hat aber noch Potenzial nach oben. Mit den Zahlen, die diesen Donnerstag, 13. August, präsentiert werden, könnte der Angriff auf das Mehrjahreshoch bei 34,64 Euro erfolgen – wenn sich erneut bestätigt, dass RWE die Krise gut verkraftet. Anleger lassen die Gewinne laufen.
Mit Material von dpa-AFX