RWE legt am Donnerstag, 12. Mai, seine Zahlen vor. Das erste Quartal des laufenden Jahres ist für den Versorger auch das erste Kapitel der im November vorgestellten Strategie. Laut dieser will der Konzern bis 2030 seine Investitionen in den Ausbau alternativer Energien vorantreiben und so seinen Teil zur Energiewende Deutschlands beitragen. Ob und wie gut das gelingt, daran messen nicht zuletzt die Anleger die Essener.
Im vergangenen Jahr hatte vor allem schlechtes Wetter bei RWE die Ergebnisse des ersten Quartals im sogenannten Kerngeschäft im wahrsten Sinne des Wortes verhagelt. Nun dürfte es besser gelaufen sein. Bereits Mitte Februar konnte RWE seine Jahresprognose anheben und auch der Zwischenbericht zur Stromproduktion lässt schon erste Rückschlüsse zu. Im ersten Quartal wurden demnach wegen reduzierter Atomstrom- und Kohle-Kapazitäten zwar weniger Strom generiert als im Vorjahr. Gleichzeitig legte die Produktion im Bereich der alternativen Energien aber um über ein Fünftel zu.
Zum Kerngeschäft zählen bei RWE neben Windkraft an Land und auf See sowie Solar auch der Energiehandel sowie Wasser, Biomasse und Gas. Für dieses Segment erwartet das Management um Konzernchef Markus Krebber im Gesamtjahr ein bereinigtes EBITDA 2,9 bis 3,3 Milliarden Euro. Dazu kommt noch das Geschäft aus dem Kohlesegment, sodass für das bereinigte operative Ergebnis des Konzerns 3,6 bis 4 Milliarden Euro stehen sollen. Unterm Strich erhofft sich das Management, dass bereinigt um Sondereffekte 1,3 bis 1,7 Milliarden Euro verbleiben.
Positive Effekte sollen von der Inbetriebnahme neuer Windparks und Solaranlagen sowie einer besseren Auslastung der Windparks kommen. Außerhalb des Kerngeschäfts wird das Ergebnis hingegen wohl zurückgehen. Hier schlägt sich der Abbau von Erzeugungskapazitäten nieder, also beispielsweise der Schließung von Kraftwerken. Die Prognose stammt allerdings noch aus der Zeit vor dem Ukraine-Krieg. Mittlerweile wird auch nicht mehr ausgeschlossen, dass einige Kohlekraftwerke länger laufen als bislang vorgesehen. Das könnte dem Kohlegeschäft bei RWE nochmal ordentlich Schub geben.
Das erwarten die Analysten
Die Experten in den Investmenthäusern und Banken sind mit ihren Erwartungen für das laufende Jahr im Einklang mit der Prognose des Managements. Der Durchschnitt der von RWE veröffentlichten Konsensschätzung erwartet allerdings, dass durchaus jeweils das obere Ende der von RWE angegebenen Ergebnisspannen oder sogar mehr erreicht werden kann. Entsprechend optimistisch sind auch die Schätzungen für das erste Quartal.
Im Kerngeschäft erwarten die Analysten für das erste Quartal gut 1,13 Milliarden Euro als bereinigtes operatives Ergebnis. Dabei dürfte vor allem das Geschäft mit Windenergie kräftig zugelegt haben im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Energiehandel – 2021 starker Ergebnistreiber – könnte hingegen zum Jahresstart nun rückläufig gewesen sein. Konzernweit sollen dann beim bereinigten EBITDA 1,36 Milliarden Euro stehen. Und unterm Strich sollen es knapp 660 Millionen Euro sein. Analyst Olly Jeffery von der Deutschen Bank rechnet insgesamt mit einem robusten Quartalsbericht.
Sein Kollege Alberto Gandolfi von der US-Investmentbank Goldman Sachs gibt sich noch etwas optimistischer: Der Energiekonzern dürfte ihm zufolge starke Erstquartalszahlen präsentieren. Antreiber dürfte vor allem eine solide operative Entwicklung im Bereich der Erneuerbaren Energien sein. Er zählt RWE zu den Profiteuren der Bestrebungen der deutschen Bundesregierung, den Ausbau der alternativen Energien voranzutreiben und die Kapazitäten zu erhöhen.
Das starke grüne Portfolio ist der Trumpf von RWE. Mit der günstigen Bewertung und dem im Vergleich zu vielen anderen Aktien sehr robusten Chartbild bleibt der Versorger auf der Kaufliste.
Mit Material von dpa-AFX