Laut dem jüngsten Bericht der US Energy Information Administration (EIA) sind die US-Ölvorräte in der vergangenen Woche zum dritten Mal in Folge gesunken, ebenso wie die Benzin- und Destillatvorräte. Diese Veränderungen gehen Hand in Hand mit Förderungskürzungen verschiedener Opec-Staaten und sind wahrscheinlich kein Zufall.
Der Rückgang der Vorräte war geringer als die Prognose der Ratingagentur Standard & Poor's, die mit einer Verringerung der Vorräte um etwa 3,6 Millionen Barrel gerechnet hatte. Die strategischen Ölreserven sanken in der vergangenen Woche um etwa 1,5 Millionen Barrel auf 347,2 Millionen Barrel. Die kommerziellen Ölvorräte in den Vereinigten Staaten wären um 3 Millionen Barrel gesunken, wenn die strategische Reserve nicht in Anspruch genommen worden wäre.
Der Rückgang der Vorräte war auf einen Rückgang der Exporte, eine Zunahme der Importe und einen höheren Verbrauch von Derivaten zurückzuführen. Die US-Exporte fielen um 1,437 Millionen Barrel pro Tag (bpd) auf insgesamt 3,901 Millionen bpd, während die Importe um 459.000 bpd auf 7,038 Millionen bpd stiegen.
Da die strategischen Reserven der USA sinken, seitdem verschiedene Opec-Staaten im April Förderungskürzungen bekannt gegeben hatten, besteht Raum für eine Spekulation. Obwohl die USA als Netto-Exporteur von höheren Ölpreisen profitieren, ist die US-Wirtschaft weit weniger von ihnen abhängig wie die der Opec-Staaten.
Das lässt den Schluss zu, dass die USA bewusst ihre Reserven reduzieren, um die Förderungskürzungen der Opec zu kontern und diesen quasi indirekt finanziellen Schaden zuzufügen. Doch dieses Katz-und-Maus-Spiel wird früher oder später enden. Sobald die USA ihre strategischen Reserven wiederauffüllen, dürften die Preise wieder deutlich anziehen.
Die sinkenden US-Reserven wirken den Opec-Kürzungen entgegen und drücken die Preise. Ein neues Jahrestief ist möglich, falls der Trend bestehen bleibt. Doch sobald die USA nicht mehr als Verkäufer am Markt auftritt, sollte das die Preise beflügeln.