Die Ölpreise haben am Dienstag ihre deutlichen Abschläge vom Vortag ausgeweitet. Die beiden bekannten Ölsorten Brent und WTI kosteten jeweils wieder unter 100 US-Dollar. Am Mittag wurde ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent mit 98,40 Dollar gehandelt. Das waren 8,50 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass West Texas Intermediate (WTI) fiel um 8,70 Dollar auf 94,31 Dollar.
Schon am Vortag waren die Ölpreise deutlich gefallen. Von ihren mehrjährigen Höchstständen, die sie im Zuge des Ukraine-Kriegs vor gut einer Woche markiert hatten, haben sich die Preise mittlerweile deutlich entfernt. Ein Fass Brent hatte in der Spitze rund 139 Dollar gekostet, ein Fass WTI war mehr als 130 Dollar wert gewesen.
Hintergrund der jetzigen Preisabschläge sind zum einen neue Gespräche zwischen Russland und der Ukraine, die Hoffnungen auf eine Annäherung der Kriegsparteien aufkeimen lassen. Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank sprach von Hoffnungen auf einen Waffenstillstand in der Ukraine. Von einem Durchbruch kann bisher aber nicht gesprochen werden.
Einen weiteren Grund für die schwächeren Ölpreise sehen Beobachter in chinesischen Maßnahmen gegen neue Corona-Ausbrüche. China reagiere scharf auf den stärksten Anstieg der Corona-Infektionszahlen seit dem Ausbruch in Wuhan vor gut zwei Jahren, sagte Experte Fritsch. Davon betroffen sind auch Metropolregionen wie Shanghai und Shenzhen.
Der scharfe Kurs, auch als "No-Covid-Strategie" bekannt, sieht weitgehende Lockdowns selbst bei kleineren Corona-Ausbrüchen vor. Das Vorgehen gilt als konjunkturschädlich.
Dementsprechend geben auch die Aktien der großen Ölkonzerne weiter nach. Die Aktie von Shell verliert gegen Mittag 2,2 Prozent. Die Aussichten für den britischen Energieriesen bleiben dennoch gut. Auch wenn die Ölpreise zuletzt etwas zurückgekommen sind, befinden Sie sich dennoch weiter auf hohem Niveau. Anleger lassen die Gewinne laufen. Ein Stopp bei 17,70 Euro sichert nach unten ab.