Die Situation in der Windbranche bleibt kompliziert. Zwar sind die Auftragsbücher voll, dennoch gibt es weitreichende Probleme. In Deutschland stagniert der Ausbau, bis auf den Weltmarktführer Vestas kämpfen praktisch alle Konzerne mit Margenproblemen. Die Nordex-Aktie kommt deshalb seit Wochen nicht in Schwung – der Wettbewerber Siemens Gamesa geht dagegen durch die Decke.
In der vergangenen Woche hatte Siemens Gamesa den Markt noch mit enttäuschenden Zahlen geschockt. Wegen hausgemachter Probleme war der Turbinenbauer im abgelaufenen Quartal in die roten Zahlen gerutscht, die Margenprognose musste wieder einmal deutlich nach unten korrigiert werden. Doch die Sorgen der Anleger sind inzwischen wie weggeblasen. Ursache: Die Mutter Siemens stockt die Beteiligung auf und zahlt dafür einen satten Aufschlag.
Siemens übernimmt das 8,1-Prozent-Paket des spanischen Versorgers Iberdrola und hält damit künftig 67 Prozent der Stimmrechte.1,1 Milliarden Euro zahlt Siemens dafür. Das entspricht einem Kaufpreis von 20 Euro je Gamesa-Aktie und einem Aufpreis von 32 Prozent auf den Durchschnittskurs der vergangenen 30 Handelstage. Gegenüber den Kursen nach den Zahlen beträgt der Aufschlag sogar über 40 Prozent.
Siemens Gamesa soll ein wichtiger Bestandteil des Portfolios der neuen Siemens Energy sein. Eine Zweidrittelmehrheit bei Gamesa ist da hilfreich – zumal das Verhältnis zu Iberdrola äußerst angespannt war. Allerdings erscheint der Aufschlag angesichts der Probleme der Tochter hoch.
Wie bei den Zahlen lässt auch der jetzige Kurssprung bei Gamesa keine Schlussfolgerungen auf Nordex zu. Der deutsche Wettbewerber muss seine Margenprobleme in den Griff bekommen. Gelingt das, ist eine Rallye möglich. Bis zu den Zahlen dürfte nach vielen Enttäuschungen in der Vergangenheit aber die Skepsis überwiegen. Wer investiert ist, bleibt an Bord.