Die Kursentwicklung bei Nordex im Börsenjahr 2021 ließ stark zu wünschen übrig. Dabei läuft der Ausbau der Erneuerbaren Energien auf Hochtouren, auch die Aussichten für die Windkraft sind entsprechend gut. Auf den Turbinenbauer könnte angesichts des Booms nun aber eine neue Herausforderung zukommen.
Denn die IG Metall will 2022 in großem Stil Tarifverträge in der deutschen Windkraftindustrie durchsetzen. „Wir bereiten jetzt in mehreren Betrieben das Thema Tarifbewegung vor, weil noch nicht so viele Betriebe bisher Mitglied des Flächentarifvertrages sind", sagte der norddeutsche Bezirksleiter der Gewerkschaft, Daniel Friedrich, der Deutschen Presse-Agentur. „Wir werden ganz aktiv das Thema Firmentarifverträge im Windbereich angehen. Ohne gute Beschäftigung wird auch das grüne Jobwunder nicht funktionieren.“
Die neue Bundesregierung plant, den Anteil der Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch auf 80 Prozent im Jahr 2030 zu erhöhen. Damit dürfte ein erheblich beschleunigter Ausbau der Windenergie an Land und auf See in den kommenden Jahren einhergehen. Bislang verlief dieser Ausbau eher stockend und mit Unterbrechungen, auch zulasten der Beschäftigung.
„Wir haben Fachkräftemangel, viele unserer Betriebsräte bemängeln, dass Beschäftigung abgebaut wurde“, sagte Friedrich. „Jetzt suchen wir wieder händeringend. Wir stellen fest, dass wir in unseren Betrieben, zum Beispiel im Windservicebereich, enormen Beschäftigungsaufbau haben.“ Auf der anderen Seite gebe es aber „einen klaren Wunsch nach guter Bezahlung, guter Arbeit, da kriegen wir die Diskussion über Tarifverträge“.
Viele Hersteller noch ohne Tarifverträge
Nach Darstellung der größten deutschen Gewerkschaft unterliegen zwar viele Zulieferer der Windindustrie, zum Beispiel Maschinenbauer, traditionell dem Flächentarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie. „Aber alles das, was direkt näher am Hersteller ist, da haben wir in der Regel weniger Tarifgebundenheit“, sagte Friedrich. Namentlich erwähnte er die Windanlagenhersteller Enercon, Vestas und Nordex, als eine Ausnahme mit Tarifbindung nannte er Siemens Gamesa .
„Bisher hat sich da die Windbranche bei den Herstellern und im Servicebereich einer Flächenlösung verweigert“, sagte Friedrich. „Für uns wäre es neben dem Aspekt, dass wir über Firmentarifverträge reden, wichtig, dass die Teil der Flächentarifverträge werden.“
Weniger Kannibalisierung
Der Gewerkschafter wies auch auf die ordnungspolitische Rolle von Tarifverträgen hin, die für Arbeitgeber und Arbeitnehmer branchenweit für einheitliche Bedingungen sorgen können: "Am besten wäre natürlich, wenn die Betriebe für sich erkennen, dass so ein Flächentarifvertrag auch einen Wert hat", sagte er. "Wenn sich die Firmen im Kampf um Fachkräfte kannibalisieren, dann hat das natürlich für den einzelnen Beschäftigten einen Vorteil, aber für die Gesamtheit ist es natürlich besser, wenn die Arbeitsbedingungen gemeinsam geregelt werden."
Grundsätzlich sind Tarifverträge für Nordex kein Problem. Allerdings drohen langwierige Verhandlungen mit der Gewerkschaft. Angesichts der angespannten Lieferketten und hoher Rohstoffkosten hat der Konzern aktuell eigentlich bereits genug Baustellen. Anleger warten auch nach dem Kurssprung am ersten Handelstag 2022 vorerst noch ab, bis sich das Chartbild nachhaltig aufhellt.
Mit Material von dpa-AFX