Bei der Lufthansa schien es auf Streiks der Piloten hinauszulaufen. Doch am Freitag gab deren Gewerkschaft Cockpit bekannt, dass nun doch weiterverhandelt wird (DERAKTIONÄR berichtete). Passagiere müssen bis einschließlich Dienstag keine Streiks der Piloten fürchten. Ein Streik würde die Lufthansa auch ziemlich teuer zu stehen kommen.
Stifel warnt bereits vor dessen Auswirkungen. Laut Berechnungen der US-Analysten kostet eine Arbeitsniederlegung der Piloten 30 bis 35 Millionen Euro pro Tag. Das wären in etwa drei bis vier Prozent des bereinigten operativen Gewinns (EBIT) von 988 Millionen Euro, den jedenfalls die US-Experten für dieses Jahr erwarten. Die Kranich-Airline selbst stellt für 2022 ein EBIT von "mehr als eine halbe Milliarde Euro" in Aussicht (DER AKTIONÄR berichtete).
Hintergrund: Bisher hatte die Cockpit-Gewerkschaft alle Angebote der Kranich-Airline abgelehnt. In dem Tarifkonflikt geht es um höhere Vergütungen für die mehr als 5.000 Piloten der Lufthansa-Kerngesellschaft und der Frachttochter Lufthansa Cargo. Konkret fordert die Cockpit rückwirkend zum 1. Juli 5,5 Prozent mehr Gehalt und einen automatischen Inflationsausgleich ab 2023. Mit der ersten Forderung ist Lufthansa einverstanden, nicht aber mit dem Inflationsausgleich. Man wolle angesichts der hohen Schulden nach der Corona-Krise die Kosten unter Kontrolle halten, heißt es seitens des MDAX-Konzerns.
Im Hintergrund schwelt zudem ein Konflikt um die Konzernstrategie. Cockpit will möglichst viele Flugzeuge zu ihren Tarifbedingungen besetzt wissen, während das Unternehmen einen niedriger tarifierten Flugbetrieb vorantreibt, der Teile der Strecken übernehmen soll.
Die Lufthansa-Aktie verliert zum Wochenauftakt (Mittagszeit) rund ein Prozent auf 5,79 Euro.
Neben der schlechten Stimmung an den Aktienmärkten schwebt die Streik-Gefahr wie ein Damoklesschwert über der Aktie. Ein womöglich länger andauernder Arbeitskampf würde dem Luftfahrt-Unternehmen zusetzen. Kurzum: Anleger umfliegen die Aktie besser, da sich auch das Chartbild zusehends eintrübt.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Lufthansa.