Encavis gehört beim Ausbau der erneuerbaren Energien zu den Top-Profiteuren. Das gilt sowohl für den Aktienkurs als auch das operative Geschäft, sodass die mittelfristigen Prognosen vermutlich schon früher erreicht werden. Dorthin wird den Konzern allerdings bald jemand anderes führen, denn der bisherige Chef verkündete Anfang Juli seinen Rücktritt zum Ende des Jahres.
Wenn Christoph Husmann im neuen Jahr Encavis-Chef wird, könnte er sogleich eine gute Nachricht für die Aktionäre im Gepäck haben – und zwar die Erhöhung der Mittelfrist-Ziele. Denn schon 2022 will der Solar- und Windpark-Betreiber über 420 Millionen Euro Umsatz machen. Bis zur für 2025 anvisierten Marke von 440 Millionen Euro scheint es da nur noch ein kleiner Schritt. Als bereinigtes EBITDA will Encavis bis zur Mitte des Jahrzehnts 330 Millionen Euro erreichen. Auch das ist dieses Jahr bereits zum Greifen nah, nachdem zum Halbjahr 170 Millionen Euro zu Buche standen – angepeilt sind im Gesamtjahr gut 310 Millionen Euro.
Die Prognoseerhöhung mehr oder weniger eine Formalie also? Husmann gibt sich im Gespräch mit dpa-AFX darauf angesprochen betont zurückhaltend. Wann und ob die Prognose für 2025 erhöht werde, wolle gut überlegt sein und „kein Schuss aus der Hüfte“. Für die diesjährige Prognose ist er da deutlich entspannter: „Da müsste schon sehr viel schiefgehen, damit das nicht klappt“, sagte der aktuell noch amtierende Finanzchef. Das gelte auch für den Ausbau der Solar- und Wind-Kapazitäten: „Erfahrungsgemäß passiert da vor allem gegen Ende des Jahres nochmal viel.“
Gute Marktbedingungen
Der Manager wird an die Spitze von Encavis rücken, weil der bisherige Chef Dierk Paskert Anfang Juli überraschend mitgeteilt hatte, sein Mandat Ende des Jahres niederzulegen. Husmann übernimmt die Encavis-Führung in einer vielversprechenden Zeit, das weiß er auch selbst: „Die hohen Strompreise spielen uns in die Karten. Und das sage ich nicht wegen der steigenden Umsätze. Sondern weil die Investitionen in erneuerbare Energien dadurch attraktiver werden.“
Gleichzeitig sei die Erwartungshaltung in der Politik und am Markt natürlich groß. „Alle wollen mehr erneuerbare Kapazitäten. Aber die Genehmigungslage ist nach wie vor ein großes Problem und die sind das A und O, um den Ausbau voranzutreiben“, beschreibt er eine zwar altbekannte, aber nach wie vor entscheidende Herausforderung. Dabei hat er recht genaue Vorstellungen davon, wo Encavis neue Parks erwerben will: „Die Achse von Dänemark, über Deutschland, bis nach Italien ist natürlich weiterhin eine attraktive Region zum Investieren. Aber auch Spanien ist sehr interessant – vor allem angesichts des Potenzials für Solarenergie.“
Taiwan-Konflikt als Gefahr
Außerdem gibt es mit dem schwelenden Konflikt zwischen China und Taiwan noch eine sehr akute Bedrohungslage für die Branche. Denn die beiden Länder bedienen laut Husmann zusammen nahezu komplett die weltweite Nachfrage nach Solarmodulen. Er räumte ein, dass Encavis schon jetzt einige Komponenten im Voraus bestellt, um einen potenziell drohenden Teilemangel bei einer Eskalation des Konflikts abwenden zu können.
Die Vorratshaltung passiere dabei aber nur punktuell und mit der Planungssicherheit, dass ein Park absehbar seine Genehmigung bekommt. Zudem gebe es bei vielen Komponenten momentan sowieso eine Lieferfrist von einem halben Jahr. „Natürlich bindet so eine Vorratshaltung ein gewisses Maß an Kapital“, sagt Husmann, „aber wie heißt es so schön? No risk, no fun!“.
Encavis hat mit der Prognoseanhebung zuletzt untermauert, wie gut es operativ derzeit läuft. Auch charttechnisch sieht es weiterhin spannend aus. Die Aktie bleibt auch langfristig einer der Favoriten des AKTIONÄR.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Encavis.