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Gazprom-Gas: Jetzt brennt's wirklich!

Gazprom-Gas: Jetzt brennt's wirklich!
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Martin Mrowka 16.06.2022 Martin Mrowka

Gazprom drosselt seine Gas-Lieferungen ins westliche Europa. Deutschland bekommt 60 Prozent weniger, auch andere EU-Länder melden Unregelmäßigkeiten. In der Nacht auf Donnerstag hat es zudem eine Explosion auf einem großen Gasfeld in Russland gegeben. Gazprom beschwichtigt. Doch die Gaspreise klettern um weitere 20 Prozent nach oben.

Die Gaslieferungen aus Russland stocken weiter. Nachdem Deutschland diese Woche schon betroffen war, meldeten am Donnerstag weitere EU-Länder Unregelmäßigkeiten. Der russischen Nachrichtenagentur RIA zufolge könnten Gaslieferungen durch die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 komplett ausgesetzt werden, schreibt Reuters. Sie zitierte den russischen Botschafter bei der EU entsprechend. Zur Begründung wurde erneut auf Probleme mit Reparaturen verwiesen.

Auch Österreich und Tschechien erhalten weniger Gas

Ein Sprecher des österreichischen Öl- und Gaskonzerns OMV sagte, der russische Lieferant Gazprom habe über eine Reduzierung informiert. "Wir werden diese Mengen, sofern aufgrund des geringeren Gasbedarfs überhaupt notwendig, durch Speichermengen und Mengen vom Spotmarkt ersetzen. Die Versorgung unserer Kunden ist derzeit sichergestellt."

Der deutsche Versorger RWE erklärte, er habe bereits in den vergangenen beiden Tagen Einschränkungen der Liefermengen aus Russland verzeichnet. Auch ein Sprecher des tschechischen Versorgers CEZ sagte laut Reuters, es gebe Einschränkungen, die mit technischen Problemen zusammenhingen. Der slowakische Gasimporteur SPP teilte mit, eine Reduzierung von rund 30 Prozent festzustellen.

Polen, Bulgarien, Finnland, die Niederlande und Dänemark erhalten überhaupt kein Gas mehr aus Russland.

Besorgnis über Gas-Speicher

Gazprom hatte diese Woche bereits zwei Tage lang Gaslieferungen nach Deutschland zurückgefahren und zur Begründung auf Verzögerungen bei der Reparatur von Gas-Kompressoren verwiesen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hält dies für eine vorgeschobene Begründung. Es sei offenkundig die Strategie, zu verunsichern und die Preise hochzutreiben.

Die eingeschränkten Gaslieferungen schüren Sorgen, die Speicher könnten womöglich für den Winter nicht ausreichend gefüllt werden.

In der Nacht ist es zudem auf dem riesigen Erdgas-Feld Urengoi in Sibirien zu einer Explosion gekommen. Ein über Twitter verbreitetes Video zeigt große Flammen auf dem Gazprom-Feld.

Der russische Energieriese beschwichtigt jedoch. Der Unfall habe keine Auswirkungen auf die Gasproduktion von Gazprom, meldet Reuters. Das Feuer sei unter Kontrolle. 

Die aktuellen Lieferkürzungen und das Feuer an einer Gas-Pipeline in Sibirien bleiben am Rohstoff-Markt nicht ohne Auswirkungen. Am Mittag erreicht der Erdgas-Future in London mit über 310 Britische Pfund das höchste Niveau seit Anfang März.

Drei-Monats-Chart Erdgas-Future (in Britische Pfund)

Problematisch werden könnte die eingeschränkte Gas-Lieferung nach Deutschland vor allem für Energie-Unternehmen, aber auch für den weltgrößten Chemie-Konzern BASF. Dessen Produktion im Stammwerk Ludwigshafen ist völlig abhängig vom russischen Gas. Die BASF-Aktie gehört am Fronleichnam-Feiertag zu den größten Verlierern im DAX.

Mit über zehn Prozent noch deutlich stärker verliert im MDAX die Uniper-Aktie. Deutschlands größter Importeur von russischem Erdgas leidet massiv unter den Liefereinschränkungen. Zudem muss der Konzern Milliarden auf das Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2 abschreiben.

Verbraucher müssen derzeit nicht heizen, können Gas-Engpässe verkraften. Anders sieht es im Winter aus. Die Bundesregierung ruft deshalb dringend zum Energiesparen auf. Die Gaspeicher könnten dann besser befüllt werden. Fakt ist, dass Deutschland fehlendes Gas in den kommenden Monaten nicht ausreichend anderweitig beschaffen kann.

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