Fastned kann der steigende Wettbewerb unter den Ladesäulenherstellern nur recht sein. Denn Fastned kauft die Ladesäulen von Anbietern wie ABB oder Alpitronic zu und versucht den Strom via Solarmodule auf der eigens entwickelten Dachkonstruktion selbst zu gewinnen.
Die Firma mit Sitz in den Niederlanden hat sich durch ihre stylischen Tankstellen für Elektrofahrzeuge in den letzten Monaten durchaus einen Namen gemacht.
Die Expertise des Managements – das Unternehmen ist eines der wenigen in der Branche mit fast zehnjähriger Erfahrung – dürfte Fastned auf jeden Fall helfen. Hinzu kommt auch die Tatsache, dass Fastned erst vor wenigen Wochen Unterstützung von Schroders Capital bekommen hat. Schroders wird den Ausbau der Tankstellen von Fastned mit einer Geldspritze von 75 Millionen Euro fördern. Zusätzlich wird Schroders neuer Ankeraktionär bei Fastned. DER AKTIONÄR sprach in diesem Zusammenhang mit Fastned-Vorstand Michiel Langezaal.
DER AKTIONÄR: Herr Langezaal, Glückwunsch zur Finanzspritze von Schroders. Inwieweit helfen Ihnen die 75 Millionen Euro zum jetzigen Zeitpunkt?
Michiel Langezaal: Der Einstieg von Schroders Capital als langfristiger Investor stellt Fastned die finanziellen Mittel bereit, um unser Netzwerk weiter auszubauen, und bringt uns unserem Ziel, 1.000 Stationen bis 2030 zu errichten, ein großes Stück näher. Nur mit einem flächendeckenden Netzwerk an Schnellladeinfrastruktur kann die exponentiell steigende Nachfrage nach Elektromobilität befriedigt werden.
Was bedeutet für Sie der neue Großaktionär Schroders mit 10,6 Prozent?
Ich freue mich, Schroders Capital als langfristigen Investor bei Fastned begrüßen zu dürfen. Mit Schroders Capital, einer der größten unabhängigen Investmentfirmen Europas, an Bord ist Fastned einzigartig positioniert, um den Ausbau der Schnellladeinfrastruktur weiter zu beschleunigen und die exponentiell wachsende Nachfrage nach Schnellladediensten zu decken.
Im ersten Halbjahr wurden 23 neue Stationen errichtet – zuletzt wurde 2022 mit rund 65 neuen gerechnet. Wie viele neue sollen es zum Jahresende insgesamt sein?
Wir haben uns für dieses Jahr das Ziel gesetzt, 65 neue Stationen zu errichten, und wir werden dieses Ziel erreichen. In diesem Jahr (Stand: Oktober 2022) hat Fastned bereits 29 neue Schnellladestationen eröffnet und 33 neue Standorte für den Bau von Schnellladestationen zu einem späteren Zeitpunkt erworben. Mit zahlreichen Bauprojekten, die derzeit laufen oder in Kürze in verschiedenen Märkten beginnen werden, sind wir zuversichtlich, dass wir bis Ende 2022 mehr als 250 Stationen in Betrieb haben werden. Darüber hinaus haben wir im September den 1.000.Ladepunkt in Betrieb genommen, was einen wichtigen Meilenstein für uns darstellt.
Wo wird Fastned diese Stationen betreiben und wird das Unternehmen in neue Märkte einwachsen, zusätzlich zu den bislang kommunizierten sechs Ländern?
Fastned betreibt derzeit Stationen in sechs europäischen Ländern: Deutschland, Schweiz, Frankreich, Großbritannien, Niederlande und Belgien. Zuletzt startete Fastned 2021 in Frankreich und begann sofort mit dem Bau zahlreicher Schnellladestationen an stark befahrenen Mautstraßen. Derzeit betreiben wir dort bereits neun große Schnellladestationen. Wir wachsen also schnell und beständig. Um ein wirklich flächendeckendes europäisches Netz von Schnellladestationen anbieten zu können, wollen wir natürlich weitere strategisch wichtige Märkte erschließen. Daher prüfen wir die Erschließung neuer Märkte, wobei wir uns auf jene konzentrieren, die an unsere derzeitigen Märkte angrenzen, das heißt auf große
Länder mit ausgedehnten Autobahnnetzen wie Spanien und Italien sowie auf Länder, in denen ein hoher Prozentsatz der Neuwagenverkäufe auf Elektrofahrzeuge entfällt, wie zum Beispiel Dänemark, und halten gleichzeitig die Ohren offen für sich bietende Möglichkeiten. Zum Beispiel in Polen, wo die Elektroautoflotte noch nicht so weit
entwickelt ist wie in den westeuropäischen Ländern, aber die
Wachstumserwartungen hoch sind. Nicht nur für Autos, sondern auch für die wichtige Transportindustrie.
Wie viele Schnellladestationen will Fastned am Ende der Expansionsphase betreiben – bleibt es bei den anvisierten 1.000?
Prio eins von Fastned ist es, das Ziel von 1.000 Schnellladestationen bis 2030 zu
erreichen. Die Investition von Schroders Capital bringt uns diesem Ziel einen großen Schritt näher, denn sie ermöglicht uns die Finanzierung unseres Zwischenziels von 400 Stationen bis Ende 2024. Es ist uns jedoch wichtig zu betonen, dass auch mit 1.000 europäischen Stationen noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht sein wird. Da heute nur ein bis zwei Prozent der Autos auf den Straßen elektrisch angetrieben werden, wird es Jahrzehnte dauern, bis der Markt für Elektroautos gesättigt ist und sich das Wachstum verlangsamen wird. Das Gleiche gilt für die Ladeindustrie, die mit dem Wachstum der Elektrofahrzeuge mitwachsen muss.
Hier geht`s zu Teil2 des Interviews.