Die Stimmung in der Ölindustrie bleibt getrübt. Nachdem vergangene Woche eine Einigung erzielt wurde, die Ölfördermenge signifikant zu kürzen, belasten in der aktuellen Handelswoche die schlechten Konjunkturprognosen die Kurse. Die negativen Auswirkungen nehmen historische Ausmaße an.
Aktuell kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 28,45 Dollar und damit 3,5 Prozent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte WTI fiel heute bis auf 19,20 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit 2002.
IEA erwartet Nachfrageeinbruch
Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet wegen der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise mit einem beispiellosen Rückgang der Nachfrage nach Rohöl. Im laufenden Jahr dürfte die Nachfrage um 9,3 Millionen Barrel pro Tag einbrechen, hieß es im Monatsbericht des Interessenverbands von Industriestaaten, der am Mittwoch in Paris veröffentlicht wurde.
In dem Bericht ist von einem rekordstarken Rückgang der Nachfrage die Rede. Vor allem im April dürfte die Nachfrage nach Rohöl von der Corona-Krise hart getroffen werden. Die IEA-Experten erwarten einen Einbruch des globalen Treibstoffverbrauchs um nahezu ein Drittel. Mit dem Rückgang dürfte im April ein Niveau erreicht werden, dass es zuletzt 1995 gegeben hatte.
IWF erwartet schwere Rezession
Der IWF rechnet in Folge der Corona-Krise mit der schlimmsten Rezession seit fast hundert Jahren. Demnach muss mit drei Prozent Rückgang der Weltwirtschaft zu rechnen sein. Das widerrum führe noch einige Zeit zu einer niedrigen Ölnachfrage.
Mit dem Nachfragerückgang gehen auch die niedrigen Preise einher. Diese könnten somit ebenfalls noch länger auf dem aktuell tiefen Niveau verharren. "Wir erwarten weiterhin volatile Preise", hieß es von Daniel Hynes, Ölexperte der Australia & New Zealand Banking Group.
Die erhoffte Kehrtwende nach Erzielen einer Einigung der führenden Ölstaaten bleibt aus. Das war zu erwarten, denn die Sorgen um eine nachhaltige Konjunkturabkühlung belasten die Börse. Davon sind auch die Dividendentitel BP und Total betroffen. Anleger müssen weiterhin mit volatilen Kursen rechnen. Nur mutige, spekulativ orientierte Anleger mit langem Atem setzen auf einen Turnaround.
(Mit Material von dpa-AFX)