Der historische Beschluss der wichtigsten Ölförderländer hatte am Wochenende noch für Hoffnung auf ein Ende der Talfahrt der von WTI, Brent & Co gesorgt. Doch im heutigen Handel sind die Ölpreise massiv eingebrochen. WTI-Öl verliert aktuell etwa 13 Prozent - eine deutliche Belastung für Energieriesen wie Shell, Gazprom oder BP.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet angesichts der Corona-Krise mit der schwersten globalen Rezession seit fast hundert Jahren. Die weltweite Wirtschaftsleistung könnte 2020 um 3 Prozent zurückgehen. Im Januar hatte der IWF für 2020 noch ein globales Wachstum von 3,3 Prozent prognostiziert. Eine so schwere Rezession würde auch die Nachfrage nach Rohöl stark dämpfen.
Die Einigung führender Rohölländer auf eine Kürzung der Fördermenge hat die Ölpreise in diesem Umfeld nicht gestützt. Mit einer beispiellosen Drosselung der Ölproduktion stemmen sich wichtige Förderländer gegen einen weiteren Preisverfall beim Rohöl. Die Mitglieder und ihre Partner werden im Mai und Juni insgesamt täglich 9,7 Millionen Barrel weniger fördern. Auch danach soll die Förderung an die wegen der Corona-Krise eingebrochene Nachfrage angepasst werden.
Es könnte noch lange dauern...
Inwieweit diese Einigung ein definitives Ende des Preiskrieges darstellt, werde sich aus Sicht des Rohstoffexperten der Commerzbank, Eugen Weinberg, erst zeigen. In einem Kommentar verwies er nicht nur auf die schwierige Umsetzung vergangener Opec-Kürzungen, sondern auch auf fehlende Kontroll- und Strafmechanismen. Daneben deutete Weinberg die von Saudi-Arabien, mit einer Woche Verspätung, verkündeten Rabatte für seine Mai-Öllieferungen als Warnzeichen an andere Ölexporteure.
Trotz der Kürzungen erwarteten Marktbeobachter ohnehin keine nachhaltige Erholung der Ölpreise. "Die Opec+ Vereinbarung wird die starke Zunahme der Rohöl-Lagerbestände in den nächsten Monaten nicht verhindern, auch die Ölpreise werden vermutlich auf kurze Sicht unter Druck bleiben", hieß es von Martijn Rats, Ölexperte der US-Bank Morgan Stanley. Der Einbruch der Nachfrage infolge der Beschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus könnte laut Schätzungen bis zu 35 Millionen Barrel am Tag betragen.
Wie bereits mehrfach betont, wird es bis zu einer nachhaltigen Erholung der Ölpreise wohl noch längere Zeit dauern. Entscheidend hierfür ist dabei vor allem die künftige Entwicklung der Ölnachfrage. Engagements bei Aktien wie BP, Gazprom oder Shell bleiben daher ausnahmslos für mutige Anleger mit einem langen Atem geeignet.
Mit Material von dpa-AFX
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