Als hätte Boeing mit seinen Dreamliner-Problemen nicht schon genug Ärger, kommt am Montag eine weitere Hiobsbotschaft von einem Kunden: Die irische Fluggesellschaft Ryanair macht bei einem Großauftrag für 737-Max-Flieger einen Rückzieher. Man wolle nach zehnmonatigen Verhandlungen "keine Zeit mehr verschwenden". Der Boeing-Aktie tut das nicht gut.
Der irische Billigflieger bestellt bei Boeing vorerst doch keine weiteren Flugzeuge vom Typ 737-Max. Beide Seiten hätten in den vergangenen zehn Monaten Gespräche über einen "großen Folgeauftrag" für die Langversion 737-Max-10 geführt, heißt es seitens Ryanair. Allerdings habe man sich nicht auf einen Preis einigen können. Daher seien beide Seiten übereingekommen, "keine weitere Zeit mit diesen Verhandlungen zu verschwenden".
Boeing habe "einen optimistischeren Ausblick auf die Flugzeugpreise als wir", sagte Ryanair-Chef Michael O'Leary laut Mitteilung. Ryanair bezahle aber keine hohen Preise für Flugzeuge. In der Branche sind hohe Rabatte auf die Listenpreise üblich - gerade bei wenig gefragten Modellen.
Boeing hatte wegen der lange geltenden Flugverbote für die 737-Max zudem viele Stornierungen hinnehmen müssen. Ryanair hatte hingegen im Dezember eine frühere Bestellung über 135 Maschinen auf 210 Exemplare der Max-Version 737-8200 aufgestockt.
Der aktuelle Rückzieher von Ryanair wirkt sich nicht positiv auf die Boeing-Aktie aus. Während die Börsen in den USA wegen 'Labor Day' geschlossen bleiben, rutscht der Dow-Jones-Wert im deutschen Handel um über ein Prozent ab. Am Freitag hatte die Boeing-Aktie bereits auf 218,17 Dollar nachgegeben (siehe Chart).
Der US-Luftfahrtriese muss zudem mit der Auslieferung seines neuer 787 'Dreamliner' im Zusammenhang mit der Beseitigung von Produktionsmängeln noch einer Weile warten. Die Auslieferungen des Langstreckenjets würden noch bis mindestens in den späten Oktober hinein ausgesetzt bleiben, da die Flugsicherheitsbehörden dem Inspektionsvorschlag des Konzerns nicht zugestimmt hätten, hatte das Wall Street Journal am Wochenende unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet.
Der Airbus-Rivale hatte im Juli mitgeteilt, dass weitere Inspektionen und Reparaturen bei etlichen 787-Fliegern nötig seien, die noch nicht an Kunden übergeben wurden. Boeing rechnete zu dem Zeitpunkt damit, dieses Jahr weniger als die Hälfte seiner derzeit gelagerten 787-Maschinen ausliefern zu können. Die Produktion wurde daher schon gedrosselt. Die US-Flugaufsicht FAA hatte sich zudem vorbehalten, Reparaturen an 787-Modellen anzuordnen, die bereits im Flugbetrieb sind.
Eigentlich ist es für Boeing immens wichtig, die Maschinen vom Hof zu bekommen. Denn Kunden bezahlen einen Großteil des Kaufpreises erst, wenn sie das bestellte Flugzeug entgegengenommen haben. Zudem haben Fluggesellschaften nach einem bestimmten Zeitraum, in dem eine Bestellung nicht ausgeliefert wurde, die Möglichkeit vom Vertrag zurückzutreten. (Mit Material von dpa-AFX)
Die abgebrochenen Verhandlungen um den Ryanair-Auftrag und die weiteren Verzögerungen beim 'Dreamliner' lasten auf der Boeing-Aktie. Auch charttechnisch trübt sich das Bild ein. Kürzlich hat die gleitende 50-Tage-Linie den GD200 von oben geschnitten. Diesem Chartsignal ('Todeskreuz') folgen oft weitere Verluste. Der europäische Rivale Airbus dürfte derweil weiter profitieren.
| Auf dem Laufenden bleiben | Täglich. Kostenfrei. Unverbindlich.|
Bleiben Sie über die aktuellen Entwicklungen an den Aktien-, Devisen- und Rohstoff-Märkten auf dem Laufenden. Abonnieren Sie kostenfrei das Börsen.Briefing. – den großen börsentäglichen Newsletter aus der AKTIONÄR-Redaktion.
Erhalten Sie am frühen Nachmittag mit dem Börsen.Briefing. die wichtigsten News aus Wirtschaft, Politik und Börse. Weiterführende Links zu Analysen und passenden Anlage-Empfehlungen machen den Newsletter zusätzlich nutzwertig.
Registrieren Sie sich jetzt einfach unter boersen-briefing.de. Schon am nächsten Börsen-Nachmittag kommt das Börsen.Briefing. kostenfrei und unverbindlich in Ihr E-Mail-Postfach.