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18.09.2020 Martin Mrowka

Boeing: So stehen die Chancen auf eine Erholung des Flugzeugbauers

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Boeing

Der Boeing-Aktie geht's wie den 737-Max-Maschinen: Sie liegt kaum bewegt am Boden. Der einst den Flugzeugbau weltweit dominierende Konzern steuert von einer Existenzkrise in die nächste. Doch einige Analysten wollen den Dow-Wert nicht aufgeben. Ihre Kursziele liegen aber weit unter dem Niveau aus vergangenen Zeiten.

Nach den tödlichen Abstürzen und dem Startverbot für den Mittelstreckenjet 737 Max bricht dem US-Konzern nun infolge der Corona-Pandemie die Nachfrage nach seinen Flugzeugen weg. Zudem werfen Produktionsmängel beim Langstreckenjet 787 "Dreamliner" weiteres schlechtes Licht auf die Geschäftspolitik des lange Zeit größten Flugzeugbauers der Welt.

Erst am Mittwoch warf der Untersuchungsausschuss des US-Repräsentantenhauses Boeing grobe technische Fehler und Verheimlichungen vor. Zudem habe die Luftfahrtbehörde FAA versagt. Der Hersteller hatte im Jahr 2011 überraschend die Modernisierung der seit den 1960er Jahren gebauten Boeing 737 angekündigt, nachdem Airbus dem US-Konzern mit seinem Konkurrenzmodell A320neo bereits wichtige Kunden abspenstig gemacht hatte.

Wie die A320neo versprach auch die Boeing 737 Max für Fluggesellschaften dank sparsamerer Triebwerke rentabler zu werden. Doch die riesigen Turbinen veränderten das Flugverhalten des Boeing-Modells in teils gefährlicher Weise. Und die Software-Lösung, die dieses Verhalten ausgleichen sollte, war nicht ausgereift. - Es hätte einer kompletten Neukonstruktion bedurft, sagen Flugzeug-Experten.

Für Boeing hat der Schaden längst eine zweistellige Milliardensumme erreicht. Schon vor Corona versuchte das Management deshalb das Geld zusammenzuhalten, stoppte Dividenden und Aktienrückkäufe. Der Konzern schrieb Verluste in Milliardenhöhe, und im März 2020 schöpfte er eine fast 14 Milliarden Dollar schwere Kreditlinie aus. Da begannen die Folgen der Pandemie die Luftfahrtbranche gerade erst zu erfassen.

Jahrelang schien es für die Boeing-Aktie nach oben kaum Grenzen zu geben. Zwischen Anfang 2016 und März 2019 verdreifachte sich ihr Kurs von rund 143 Dollar auf gut 446 Dollar. Doch mit den Startverboten für die 737 Max war der Höhenflug der Aktie beendet.

Heute dümpelt die Boeing-Aktie um 170 Dollar unterhalb der 50-Tage-Linie herum (siehe Chart). Wer einen Trend sucht, findet lediglich eine Seitwärtsbewegung. Trotz aller Probleme liegen die Amerikaner übrigens mit einer Marktkapitalisierung von knapp 95 Milliarden Dollar immer noch deutlich vor dem Rivalen aus Europa. Airbus kommt auf umgerechnet rund 65 Milliarden Dollar.

Boeing (WKN: 850471)

Trotz der Negativschlagzeilen und der trüben Aussichten in der Corona-Krise sind Branchenexperten der Boeing-Aktie eher zu- als abgeneigt. Das gilt jedenfalls, seit der Kurs auf ein Niveau gefallen ist, das er zuletzt vor mehr als drei Jahren innehatte.

Von den 29 Analysten, deren Einschätzungen zu Boeing die Nachrichtenagentur Bloomberg erfasst hat, raten 11 dazu, die Aktie zu kaufen. 13 Experten tendieren zum Halten, und nur fünf Analysten empfehlen, sich von dem Papier zu trennen.

Allerdings liegen Erwartungen teils weit auseinander. So gehört Analyst David Strauss von der britischen Bank Barclays mit einem Kursziel von 125 Dollar zu den Pessimisten, die weitere Kursverluste erwarten. Dennoch rät er dazu, die Boeing-Aktie zu halten. Seine Kollegin Sheila Kahyaoglu vom Analysehaus Jefferies sieht die Aktie hingegen auf dem Weg von 270 Dollar. Sie rät dementsprechend zum Kauf.

Ihr Kollege Noah Poponak von der Investmentbank Goldman Sachs sah den Boden für die Boeing-Aktien schon Ende Juli bei knapp 160 Dollar erreicht. Denn darin seien extrem niedrige Erwartungen eingepreist. Er sieht die Aktie absehbar auf dem Weg zu 225 Dollar. (Mit Material von dpa-AFX)

DER AKTIONÄR rät Anlegern bei Boeing weiterhin, an der Seitenlinie zu verharren. Der Flugzeugbauer steckt in einer coronabedingt schwierigen Lage, das operative Geschäft mit Verkehrsflugzeugen liegt weitgehend brach. Wenn eine Flugzeugbauer-Aktie, dann Airbus. Bis auf zwischenzeitliche Kurshüpfer ist erstmal nicht viel von Boeing zu erwarten. Vor allem ein Ende des 737-Max-Flugverbots dürfte für kurzfristige Belebung sorgen.

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DER AKTIONÄR 39/20
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