Die Quartalszahlen bieten keine große Überraschung: Die Corona-Pandemie und der geplante Abbau tausender Jobs haben den Flugzeugbauer im Sommer tief in die roten Zahlen gerissen. Doch Airbus-Chef Guillaume Faury sieht in der schwersten Krise der Luftfahrtbranche Grund zur Hoffnung. Die Airbus-Aktie reagiert positiv – vorübergehend.
Unter dem Strich verbucht Airbus im dritten Quartal einen Verlust von 767 Millionen Euro nach einem Gewinn von 989 Millionen ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen in Toulouse mitteilte. Besonders teuer schlug der Stellenabbau zu Buche. Airbus legte für den geplanten Umbau 1,2 Milliarden Euro zur Seite.
Im laufenden Geschäft brach der Umsatz wegen der gebremsten Auslieferung von Passagierjets im Jahresvergleich um 27 Prozent auf 11,2 Milliarden Euro ein. Der um Sonderkosten bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) sackte um 49 Prozent auf 820 Millionen Euro nach unten, fiel aber höher aus als von Analysten erwartet.
Zudem verbuchte Airbus vor Übernahmen und Kundenfinanzierungen einen positiven Mittelzufluss. Das Management konnte den Geldabfluss im laufenden Geschäft stoppen. Trotz des neuen Lockdown in Frankreich hält Faury an der Cash Guidance auch für das laufende Quartal fest.
Der Konzern lieferte in Q3 wieder mehr Flugzeuge aus als in den ersten Monaten der Pandemie. Mit Blick auf das kommende Jahr hält es der CEO für denkbar, die wegen der Krise gedrosselte Flugzeugproduktion im nächsten Sommer wieder ein Stück hochzufahren (DER AKTIONÄR berichtete). Doch sicher ist das nicht.
An der Börse wurden die Nachrichten zunächst positiv aufgenommen. Der Kurs der Airbus-Aktie legte am Donnerstag-Morgen um 1,7 Prozent auf 62,74 Euro zu und gehörte damit zu den stärksten Werten im MDAX und im französischen Leitindex CAC 40. Mittlerweile ist der Kurs jedoch auf unter 61 Euro wieder abgerutscht.
Voraussetzung für eine weitere Erholung ist, dass es zu keinen weiteren Störungen der Weltwirtschaft, des Flugverkehrs, der konzerninternen Abläufe sowie der Flugzeug-Auslieferungen kommt, so Faury.
Weitere Vorhersagen zum laufenden Geschäftsjahr – etwa zur Zahl der auszuliefernden Flugzeuge, Umsatz oder operativem Ergebnis – wollte der Manager nicht abgeben. Das ursprüngliche Ziel, in diesem Jahr 880 Verkehrsflugzeuge auszuliefern, hatte der Vorstand wegen der Krise bereits im Frühjahr gestrichen.
Wann Airbus seine Flugzeugproduktion wieder hochfährt, ist noch offen. Die Kürzung um 40 Prozent war zunächst auf zwei Jahre angelegt. Wie andere in der Branche geht Faury davon aus, dass die Nachfrage nach Kurz- und Mittelstreckenflügen zuerst wieder anzieht und das Geschäft auf der Langstrecke mit A350-Fliegern deutlich länger darben wird. Daher dürfte die Nachfrage nach neuen Mittelstreckenjets der A320-Familie nach seiner Einschätzung zuerst wieder anziehen.
Die Corona-Krise hat die Luftfahrt so schwer getroffen wie nur wenige andere Branchen. Fluggesellschaften in aller Welt kämpfen ums Überleben. Neue Flugzeuge von Herstellern wie Airbus und Boeing können die meisten von ihnen im Moment kaum gebrauchen. Die Airbus-Aktie ist deshalb lediglich eine Halteposition, engagierte Anleger beachten die vom AKTIONÄR ausgegebene Stopp-Loss-Marke von 56 Euro. Neuengagements sollten zurück gestellt werden.
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