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Walt Disney: Notlüge? Finanzchefin tritt offenbar nach Zoff zurück

Walt Disney: Notlüge? Finanzchefin tritt offenbar nach Zoff zurück
Foto: Jonathan Weiss/Shutterstock
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Lars Friedrich 16.06.2023 Lars Friedrich

Das kommt überraschend: Am Donnerstagabend gab Walt Disney bekannt, dass Christine McCarthy als Finanzchefin abtreten wird. Executive Vice President Kevin Lansberry werde vorerst ihren Posten übernehmen. Zu den Hintergründen für diese Entwicklung gibt es unterschiedliche Versionen. Die erste, offiziell kommunizierte Variante ist inzwischen umstritten.

Disney hatte zunächst mitgeteilt, der Rücktritt McCarthys erfolge aus „familiär-medizinischen“ Gründen. Sie werde dem Unternehmen aber als strategische Beraterin zur Verfügung stehen, um eine erfolgreiche Übergabe ihres Postens zu gewährleisten. McCarthy, die seit 2015 Finanzchefin (CFO) bei Disney war, ließ zudem ausrichten: „Ich bin sehr dankbar für die Gelegenheit, die Bob mir als CFO dieses ikonischen Unternehmens gegeben hat, und ich bin stolz auf die Arbeit, die mein talentiertes Team geleistet hat, um Disney so zu positionieren, dass es die vor ihm liegenden geschäftlichen Möglichkeiten nutzen kann.“

Das mag erst einmal harmlos klingen. Zumal McCarthy wohl tatsächlich einen kränkelnden Ehemann hat, der seit Jahresanfang in einer Pflegeeinrichtung lebt. Aber erfahrungsgemäß verstecken sich hinter solchen Formulierungen und Arrangements bisweilen tiefe Gräben. Auch im Fall Disney darf spekuliert werden. Zumindest ist fragwürdig, warum ein „langfristiger Nachfolger“ gesucht wird, wenn doch der private Grund der Formulierung nach nur auf eine temporäre Auszeit hindeutet. Also alles vorgeschoben als eine Art Notlüge, um auf allen Seiten das Gesicht wahren zu können?

Schwere Zeiten, harte Arbeiterin

Fakt ist: Selbst durch Krebsbehandlungen ließ sich McCarthy in den vergangenen Jahren nicht vom Arbeiten abhalten. Der Rücktritt erfolgt nun zu einer Zeit, in der es für Disney ohnehin nicht so gut läuft. Mit Bob Iger wurde ein alter Chef zurückgeholt. Das Board wird umstrukturiert. Die Aktie ist unter 100 Dollar gefallen.

Der AKTIONÄR-Medienpartner Wall Street Journal berichtet dann auch, dass es hinter den Kulissen laut einem Insider geknallt hat. Der plötzliche Rücktritt komme überraschend. In letzter Zeit habe es jedenfalls keine dramatischen Änderungen in McCarthys Leben gegeben, die den Rücktritt erforderlich machen würden. Stattdessen soll es zwischen Iger, weiteren Top-Managern und McCarthy bezüglich der strategischen Ausrichtung des Unterhaltungskonzerns Zoff gegeben haben. McCarthy soll die laufende Restrukturierung nicht weit genug gegangen sein. Zuvor soll McCarthy bereits unter anderem Igers Vorgänger Bob Chapek intern den Todesstoß versetzt haben – und könnte sich damit selbst in die Schusslinie gebracht haben.

The Walt Disney Company (WKN: 855686)

Disney kommt nicht zur Ruhe. Die Aktie hält sich zwar halbwegs wacker über 90 Dollar und bewegt sich an einer langjährigen Unterstützung. Angesichts der allgemeinen Marktstärke ist das aber relativ schwach. Der Rücktritt der Finanzchefin ist grundsätzlich ebenfalls kein Kurstreiber. Schließlich war McCarthy unter anderem Expertin für den Entertainment-Bereich. Ihr temporärer Nachfolger Lansberry war bislang vor allem mit den Themenparks beschäftigt. Ob er den Job langfristig machen wird? Unklar. Ein Kauf der Disney-Aktie drängt sich derzeit nicht auf.

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: The Walt Disney Company.

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