Seitdem Tencent an der Börse ist, hat es eine derart schwache Entwicklung noch nicht gegeben: Der Umsatz des Internet-Reisen wuchs im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr nur um 0,1 Prozent und der Nettogewinn fiel um satte 52 Prozent. Eine derart schwache Performance hatten die Analysten nicht erwartet.
Tencent lieferte im ersten Quartal einen Umsatz von 135,5 Milliarden Yuan bei einem Nettogewinn von 23,4 Milliarden Yuan. Analysten hatten mit Erlösen in Höhe von 141,1 Milliarden Yuan und einem Nettogewinn von 29,3 Milliarden Yuan gerechnet. Insbesondere die Entwicklung unter dem Strich sorgte für Enttäuschung, da sich Analysten einen positiven Effekt durch Verkauf von 14,5 Millionen Sea-Aktien aus dem Januar erhofften.
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Das wirkliche Problem ist jedoch das kaum noch existente Umsatzwachstum, wozu insbesondere zwei wichtige Segmente beigetragen haben:
Erstens gingen die Erlöse aus der Online-Werbung rund 18 Prozent auf 18,0 Milliarden Yuan zurück. Doch nicht nur eine immer striktere Regulierung seitens der Behörden, sondern auch eine schwächelnde Konjunktur hat hierzu beigetragen. Insbesondere die gerne auf den Tencent-Plattformen werbenden Einzelhändler haben aktuell ein Problem. Ein Problem, welches sich im zweiten Quartal noch verschlimmern dürfte: Denn die chinesischen Einzelhandelsumsätze brachen nach einem Rückgang im März von 3,5 Prozent im April sogar 11,1 Prozent ein. Darüber hinaus dürfte auch der Konkurrenzdruck seitens TikTok mit wachsenden Nutzerzahlen nicht abnehmen.
Zweitens schwächelte das wichtige Segment „Domestic Games“, welches um ein Prozent auf 33,0 Milliarden Dollar schrumpfte. Die Geschäftsführung führte den Rückgang auf die Jugendschutzmaßnahmen zurück, die im vergangenen Jahr eingeführt wurden und die Zahl der aktiven und zahlenden Nutzer beeinträchtigten. So haben die chinesischen Behörden beispielsweise die Online-Spieldauer für Jugendliche begrenzt.
Dass Tencent mit seinem Spiele-Portfolio durchaus performen kann, zeigte der Zuwachs von vier Prozent bei den eigentlich wachstumsärmeren internationalen Märkten.
Für Zuwächse sorgte auch die größte Sparte „FinTech an Business Services“, wo Tencent nicht nur seine Bezahldienste, sondern unter anderem auch seine Cloud-Angebote bündelt. Das Segment legte um zehn Prozent auf 42,8 Milliarden Yuan zu, obwohl bei den Bezahldiensten ein sichtbarer Einschnitt aufgrund der erneuten Corona-Lockdowns zu beobachten war.
Im zweiten Halbjahr hat Tencent durchaus das Potenzial sein Wachstum wieder anzukurbeln, nachdem die Spiele-Genehmigungen zuletzt wieder an Fahrt aufgenommen haben. Wie kräftig die Zuwächse ausfallen, dürfte jedoch stark von der Entwicklung der chinesischen Konsumausgaben abhängen – und hier stehen die Vorzeichen aktuell ganz klar auf rot.
Anleger lassen sich von den optisch günstigen Tencent-Aktien nicht verführen und halten weiterhin Abstand.