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Siltronic-CEO im Interview: „Immer noch das zweitbeste Jahr der Firmengeschichte“

Siltronic-CEO im Interview: „Immer noch das zweitbeste Jahr der Firmengeschichte“
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02.11.2019 ‧ Benedikt Kaufmann

Siltronic-CEO im Interview: „Immer noch das zweitbeste Jahr in der Geschichte“

Im Interview mit DER AKTIONÄR blickt Siltronic-CEO Dr. Christoph von Plotho auf „ein herausforderndes Quartal in einem unverändert schwierigen Umfeld“. Er beantwortet jedoch auch, auf welchen Märkten er noch langfristiges Potenzial sieht.

DER AKTIONÄR: Guten Tag Herr Dr. Plotho, sie haben am 24. Oktober die Zahlen für das dritte Quartal veröffentlicht, was waren die operativen Highlights?

Christoph von Plotho, Siltronic CEO: Es war ein herausforderndes Quartal in einem unverändert schwierigen Umfeld. Unsere Umsätze lagen knapp vier Prozent unter dem Vorquartal, aber im Rahmen der Erwartungen. Kurzfristig wird sich an dem schwachen Marktumfeld auch kaum etwas ändern, dazu sind die wirtschaftlichen und politischen Turbulenzen zu stark. Klar ist aber, dass die langfristigen Wachstumstreiber für die Wafer-Branche intakt und unsere Perspektiven gut sind.

Highlights für uns sind aber die technologische Weiterentwicklung unseres Unternehmens und vor allem unserer Produkte. Gut 400 Ingenieure arbeiten permanent an den neuesten Spezifikationen, die wir von unseren Kunden erhalten.

Das erste Halbjahr 2019 hat sich für die Wafer- und Halbleiterindustrie deutlich schwächer entwickelt, als erwartet. Zeigt sich in der zweiten Jahreshälfte eine Belebung der Auftragseingänge?

Nach den ersten drei Quartalen liegen unsere Umsätze um knapp 10 Prozent unter dem des Vorjahreszeitraumes. Der Absatz wird im vierten Quartal 2019 aufgrund der üblichen Saisonalität deutlich unter dem des dritten Quartals dieses Jahres liegen. Damit werden Umsatz und unsere Marge eher in der unteren Hälfte unserer Prognosebandbreite liegen. Für die Umsätze erwarten wir dieses Jahr ein Minus von 10 bis 15%, die EBITDA-Marge dürfte bei 30 bis 35% liegen. Das wäre dann, nach dem Rekordjahr 2018, immer noch das zweitbeste Jahr in der Geschichte unserer Firma.

Sie haben seit der Einführung der „Kosten-Roadmap“ 2010 eine deutliche Reduzierung der Kosten erzielt. Wo sehen Sie aktuell noch Einsparungspotenzial?

Da wir wenig Einfluss auf die Nachfrage haben, fokussieren wir uns seit Jahren neben der Produktivität auf das Thema Kosteneffizienz. Hier haben wir die großen Hausaufgaben bereits erledigt. Unser Fokus liegt auf der Produktivität, da die Lohn- und Gehaltskosten die Nummer eins unserer Kostenbasis darstellen. Der schwächeren Nachfrage und der damit einhergehenden geringen Auslastung unserer Produktion begegnen wir aktuell mit der Reduktion von Zeitarbeitskräften. Wir investieren gleichzeitig kräftig in Automatisierung und die Optimierung der Arbeitsprozesse, um weiter Kosten zu sparen.

Einen negativen Einfluss auf die Kosten gibt es auch bei der Energie. Wir zählen nicht mehr zu den energieintensiven Firmen und die EEG-Härtefallregelung gilt nicht mehr. Folglich steigen ab 2019 dadurch die jährlichen Ausgaben für Energie um rund 20 Millionen Euro.

Wie erwarten Sie die Entwicklung der durchschnittlichen Verkaufspreise auch vor dem Hintergrund der von Siltronic und den Wettbewerbern geplanten Kapazitätserweiterungen?

Die derzeitige angespannte Situation ist nicht auf die realisierten Kapazitätserweiterungen zurückzuführen. Vergangenes Jahr sind die Kapazitäten bereits gestiegen und die Industrie war voll ausgelastet. Wir sehen dieses Jahr einen starken Nachfragerückgang aufgrund der sehr hohen Lagerbestände in der gesamten Wertschöpfungskette und damit geht natürlich auch die Auslastung in den Fabs zurück.

Die durchschnittlichen Verkaufserlöse in Euro für das Jahr 2019 liegen über denen aus 2018. Wir haben einen hohen Anteil an Langfristverträgen für 300 mm-Wafer und diese Preise stehen nicht zur Diskussion. Wir sehen jedoch bei Quartalsverträgen, vor allem bei den kleinen Durchmessern bis 150 mm und teilweise bei 200 mm-Wafern einen gewissen Preisdruck auf Quartalsebene.

Auf welchen Endmärkten sehen Sie langfristiges Wachstumspotenzial?

Die globalen Megatrends sind unverändert Automatisierung, Miniaturisierung, Mobilität und Digitalisierung. Insgesamt gibt es fünf große Bereiche, die für Wachstum sorgen können. Das sind Smartphones, PC/Laptops, industrielle Anwendungen, Server und der Autosektor. Hier zeigt die Entwicklung über Elektroautos hin zu autonomen Fahren langfristig interessante Perspektiven auf. Doch wie bei den Smartphones sehen wir auch hier kurzfristig keine Wachstumsimpulse. Die Automobilindustrie zeigt Schwächetendenzen, wie die meisten anderen Industrien auch.

In den vergangenen Jahren war das Smartphone der größte Verbraucher von Siliziumfläche. Trifft das heute immer noch zu?

Ja, weiterhin. Für 2020 erwarten wir aber kein Wachstum bei der Stückzahl der verkauften Geräte. Der Content, d.h. die verbaute Wafer-Fläche, steigt normalerweise mit jeder Generation. Die Einführung von 5G wird hier sicher einen positiven Beitrag leisten. In jedem Smartphone steckt mittlerweile enorme Speicherkapazität, oder denken Sie nur daran, dass manche Geräte 3 Kamerasensoren oder sogar noch mehr bieten. Top-Geräte verfügen mittlerweile über 512 GB Speicher. Für uns ist das gut, je mehr Content, desto mehr Wafer. Zurzeit ist die Nachfrage nach High-End-Smartphones, die den höchsten Content aufweisen, aber eher schwach. Wie gesagt, für 2020 erwarten wir bei den Smartphones kein Wachstum.

Siltronic ist ein global aufgestellter Konzern, wie bewerten Sie die Risiken eines sich ausweitenden Handelsstreits zwischen China und den USA.

Die politischen und wirtschaftlichen Risiken haben massiven Einfluss auf das Konsumentenverhalten weltweit. Es ist ja nicht nur der Handelsstreit zwischen Amerika und China, sondern gleichzeitig belasten der Brexit oder Spannungen zwischen Japan und Südkorea. Konsumenten kauften deutlich weniger Autos und Smartphones und die Hersteller verfügen teilweise über hohe Bestände an Fertigprodukten. Die müssen jetzt erst abgebaut werden, bevor wieder an Wachstum zu denken ist. Da die politischen und makroökonomischen Rahmenbedingungen sich kaum bessern dürften, bleiben die kommenden Monate herausfordernd.

Vielen Dank für das ausführliche Interview und Ihre Zeit.

Siltronic (WKN: WAF300)

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