Der Wiedereinstieg des US-Finanzinvestors Kohlberg Kravis Roberts (KKR) bei ProSiebenSat.1 hat am Dienstag bei den Anlegern des Medienkonzerns neue Hoffnung auf eine starke Hand von Finanzinvestoren geschürt. Die Aktie schoss zeitweise mehr als 18 Prozent nach oben auf 11,58 Euro. Derzeit notiert das Papier noch 13,9 Prozent im Plus und ist damit unangefochten der Spitzenreiter das Tages im MDAX.
Das Private-Equity-Haus KKR sprach am Montag gegenüber der Deutschen Presse-Agentur von einem "finanziellen Investment" aus der Überzeugung heraus, dass der deutsche Medienkonzern am Kapitalmarkt derzeit unterbewertet sei. Zuletzt waren die Aktien im Zuge der Viruskrise, die die Perspektiven bei den Werbeerlösen eintrübt, auf einem Tief seit über zehn Jahren angekommen. Die Sendergruppe spürt neuerdings mit wachsender Konkurrenz durch Streaminganbieter auch einen Umbruch in der Branche.
Laut Sendergruppe hält KKR nun 5,21 Prozent der Aktien. Es ist nicht das erste Mal, dass der Finanzinvestor Anteile an der Sendergruppe innehat – von 2006 bis 2014 war er dort schon einmal aktiv gewesen. Und er gesellt sich zu einem Kreis weiterer Investoren: Mit dem italienischen TV-Konzern Mediaset, dem tschechischen Investor Daniel Kretinsky und KKR sind nun drei Größen im Boot.
Analyst Stephan Klepp von der Commerzbank sprach von einem "Investorendreieck", das viel Raum biete für Spekulationen über mittelfristige Veränderungen bei dem Medienkonzern. Der Experte hatte die Positionierung neuer Aktionäre jüngst in seiner Erstbewertung als Grund für seine Kaufempfehlung genannt. Mediaset zum Beispiel hat seine Beteiligung zuletzt schrittweise auf fast ein Viertel ausgebaut. Klepp nannte eine Übernahme durch die Italiener als Möglichkeit. Aber auch eine Abspaltung der Free-TV-Aktivitäten oder der E-Commerce-Tochter Nucom seien Optionen, auf die Investoren drängen könnten.
Analyst Daniel Kerven von JPMorgan erinnerte daran, dass der Finanzinvestor auch im Besitz von 45 Prozent der Anteile an Axel Springer ist – und machte in diesem Atemzug darauf aufmerksam, dass es zwischen ProSiebenSat.1 und dem Springer-Konzern seit der Jahrtausendwende schon zwei Fusionsversuche gegeben habe. Er hält es aber auch für möglich, dass KKR gemeinsame Sache mit Mediaset beim Aufbau einer gesamteuropäischen Sendergruppe machen könnte.
Während die Commerzbank ihr Kursziel für ProSiebenSat.1 am Dienstag auf 13,50 Euro erhöht, sieht der JPMorgan-Experte das Kursziel derzeit bei 14,60 Euro. Er untermauerte in seinem ersten Kommentar aber die Ambitionen von KKR mit der Aussage, dass der faire Wert der Papiere vielleicht eher nahe 20 Euro (Potenzial vom aktuellen Kurs: rund 80 Prozent) liegen könnte. Dort würde die Aktie ihr Niveau aus dem Jahr 2018 allmählich wieder einholen. 2015 hatte sie ihren Rekord sogar bei der 50-Marke erreicht.
DER AKTIONÄR hat zuletzt bereits des Öfteren darauf hingewiesen, dass die Aktie von ProSiebenSat.1 enorm günstig ist. Anleger, die der Empfehlung (Empfehlungskurs: 6,15 Euro) gefolgt sind, können sich nun bereits über schöne Gewinne von mehr als 80 Prozent freuen. Am heutigen Dienstag ist die Aktie knapp unter der 200-Tage-Durchschnittslinie, die derzeit bei 11,64 Euro verläuft, wieder nach unten gedreht. Gelingt nun auch bald der Sprung darüber, wäre dies ein klares charttechnisches Kaufsignal. Die Aktie eignet sich allerdings weiter nur für risikobereite Anleger.
Hinweis auf mögliche Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: ProSiebenSat.1 Media.
(Mit Material von dpa-AFX)