Vergangenen Oktober hat die US-Regierung die Exportbeschränkungen für Halbleiter nach China verschärft. Hart für Nvidia: Auch der Verkauf der A800- und H800-Chips ist von den Beschränkungen erfasst – Milliardenumsätze stehen im Feuer. Doch keine Panik: Nvidia-CEO Jensen Huang und das US-Handelsministerium arbeiten bereits an einer Lösung.
So sagte US-Handelsministerin Gina Raimondo in einem Interview mit Reuters, Nvidia „kann, wird und sollte KI-Chips an China verkaufen, weil die meisten KI-Chips für kommerzielle Zwecke bestimmt sind.“
„Was wir ihnen nicht erlauben können, ist die Lieferung der fortschrittlichsten KI-Chips mit der höchsten Verarbeitungsleistung“, schränkte sie ein. Das sei auch dem Nvidia-CEO, mit dem Raimondo vor einer Woche ein Gespräch geführt hatte, „glasklar“.
Bereits vergangene Woche hatte die US-Handelsministerin aber eine Warnung an die Chipfirmen bezüglich der KI-Chips ausgesprochen. Sie sagte, dass wenn man eine Grenze ziehe, die Chip-Unternehmen einfach einen neuen Chip knapp unter dieser Grenze entwickeln würden. Auch Nvidia entwickelte mit den A800- und H800-Chips eine abgespeckte Version ihrer A100/H100 für die ersten Exportbeschränkungen und jetzt die H20- oder L20-Chips für die neuste Verschärfung.
„Das ist aber nicht produktiv“, sagte Raimondo und kündigte an, derartigem Vorgehen auch in Zukunft einen Riegel vorschieben zu wollen. Man arbeite daher eng mit Nvidia zusammen – was auch Huang vergangene Woche betonte. „Sie wollen das Richtige tun. Natürlich wollen sie aber auch so viele Chips wie möglich verkaufen“, so die Ministerin.
Nvidia bedient laut eigenen Hochrechnungen rund 90 Prozent des sieben Milliarden Dollar schweren chinesischen KI-Chips-Marktes. Bei der Festsetzung neuer Grenzen für die Exporte geht es also um viel – genauer gesagt um etwa sieben Prozent der für das FY2024 (bis Januar) erwarteten Umsätze.
Wünschenswert für die Anleger wäre, dass sich Konzerne und Ministerium auf Beschränkungen verständigen, die auch eine gewisse Gültigkeitsdauer aufweisen. Am Kapitalmarkt würde dies weniger Risiko durch immer neue Verschärfungen bedeuten.
Langfristig werden sich Nvidia und Co aber im Worst-Case vom chinesischen Wachstumsmarkt verabschieden müssen. Denn Huawei hat mit dem Ascend 910 bereits ein Produkt entwickelt, das an den A100 heranreicht und auch andere Tech-Riesen wie Tencent bemühen sich um Eigenentwicklungen. Nvidias Forschungssvorsprung von etwa zwei bis drei Jahren gegenüber den Chinesen ist nichts wert, wenn die US-Regierung diese Fortschritte auf dem chinesischen Markt durch immer neue Exportverschärfungen nicht sehen will.
Weitere Negativ-News dürften hier jedoch nur noch zu kleinen Kursabschlägen führen. An der Long-Empfehlung für Nvidia-Aktie ändert sich daher nichts. Denn außerhalb von China bleiben die KI-Chancen gigantisch und Nvidia kann aktuell sowieso nicht die gesamte Nachfrage bedienen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.