Netflix ist noch immer der unangefochtene Marktführer im Bereich des Abo-basierten Video-Streamings – trotz zahlreicher Wettbewerber. Gleiches gilt beim Audio-Streaming für Spotify. Dennoch sind beide Aktien in den vergangenen Monaten massiv unter Druck geraten. Die Schwächen des einen Streaming-Dienstes, sind jedoch nicht unbedingt auch die Schwächen des anderen.
Entsprechend warnte jüngst Andrew Marok von Raymond James, dass Anleger nicht davon ausgehen sollten, dass alle Herausforderungen, mit denen Netflix konfrontiert ist, auch automatisch für Spotify gelten. Sicherlich sind beide Aktien aufgrund von verpassten Erwartungen in ihrem ersten Quartal, Rezessionssorgen und einem allgemein schwachen Marktumfeld für Wachstumsaktien unter Druck geraten.
Audio-Streaming und Video-Streaming in einen Topf zu werfen, sei aber eine „Übergeneralisierung“, sagte der Analyst jüngst gegenüber Yahoo Finance. „Das Wettbewerbsumfeld für Musik-Streaming ist sehr viel stabiler ... als zum Beispiel bei Video-Streaming, wo die Content-Eigner immer mehr Kontrolle übernehmen, die Inhalte hinter eine eigene Paywall packen und dann selbst an den Zuschauer ausstrahlen“, so Marok.
„Auf der [Musik-]Seite herrscht eine andere, viel stabilere Dynamik, da die großen Labels den Großteil der Inhalte besitzen und im Wesentlichen von den Streaming-Plattformen wie Spotify und Apple Music abhängig sind, um das Wachstum der Branche voranzutreiben.“ Das bedeute auch, dass die Audio-Streaming-Dienste wohl nicht in einen Preiskrieg mit der Konkurrenz geraten, da die Dienste über „Produktdifferenzierung und Netzwerkeffekte“ miteinander konkurrieren.
Marok fügte hinzu, dass die von den Diensten vorgenommene Auswahl und die Empfehlungen bei Musik wichtiger sind. Das mache es für die Verbraucher schwerer den Dienst hin und her zu wechseln, da die Empfehlungen besser sind, je länger man auf einer Plattform bleibt, je mehr Playlisten angelegt wurden und je mehr Daten der Algorithmus verarbeiten kann. Beim Video-Streaming könne man dagegen regelmäßig zwischen den Plattformen wechseln, je nachdem, wo die neuesten interessanten Inhalte verfügbar sind, so der Analyst. Es gehe hier wirklich um die Differenzierung von Inhalten, wo oft nur ein Dienst das jeweilige Angebot bereithält.
Der Experte begründet mit dieser Argumentation die Hochstufung der Spotify-Aktie von „Market Perform“ auf „Outperform“. Nachdem die Papiere mehr als 50 Prozent im laufenden Jahr verloren haben, sind laut Marok die schlechten Makro-News sowie die verpassten Erwartungen eingepreist. Sein Fazit: „Spotify ist nach wie vor eine der besten Audio-Streaming-Dienst mit vielen Abonnenten und geringer Abwanderung – und ein potenziell rezessionsresistenter Wert im Streaming-Sektor.“
Unser Fazit: Beide Firmen sind aussichtsreich. Denn während Spotify sicherlich fester im Sattel sitzt und in Sachen Podcasts ein Vorreiter ist, kann Netflix mit spannenden Zukunftsinitiativen beim Gaming und Advertising aufwarten. Zugreifen sollten Anleger aber aktuell weder bei der Spotify- noch bei der Netflix-Aktie – denn das Sentiment gegenüber den Streaming-Playern bleibt schwach und beide Charts zeigen noch immer klar nach unten. Abwarten!
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Spotify.
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Netflix.