Der Streaming-Marktführer Netflix hat gestern seine Geschäftszahlen zum abgelaufenen zweiten Quartal präsentiert (DER AKTIONÄR berichtete). Obwohl die Zahlen eher durchwachsen ausfielen, gab es im Rahmen des Quartalsberichts vor allem zwei Highlights, die die Anlegerherzen höher schlagen ließen. Die Aktie legte nachbörslich fast acht Prozent zu.
Zum einen zeigten sich die Anleger erleichtert, dass die Zahl der Nettoabflüsse bei den Nutzern nur 970.000 betrug und damit mehr als eine Million weniger als erwartet. Das ist insbesondere der Erfolgsserie „Stranger Things“ zu verdanken und zeigt, dass Netflix immer noch in der Lage ist, mithilfe seines hochwertigen Contents, Nutzer an die Plattform zu binden.
Ein Trend setzt sich fort
Wie von Analysten erwartet, entwickelten sich die Nutzerzahlen vor allem in der Region Asien-Pazifik sehr positiv. Hier konnte sich der kalifornische Konzern über 1,1 Millionen neue Kunden freuen. Ein großes Problem bleibt jedoch immer noch der wichtige Wirtschaftsraum UCAD (USA und Kanada). Hier verlor Netflix 1,3 Millionen Nutzer, was sich mit den Schätzungen der Wall-Street-Experten deckt.
Prognose unter den Erwartungen, aber ...
Bei der Q3-Prognose blieb Netflix mit 221,7 Millionen Nutzern sogar unter den erwarteten 222,4 Millionen Nutzern. Die Anleger honorierten hier wohl trotzdem die Tatsache, dass der Konzern im dritten Quartal die Talsohle durchschritten haben dürfte und wieder von einem Nutzerzuwachs ausgeht.
Werbefinanziertes Abo kommt
Das zweite Highlight war die Konkretisierung der Pläne zum günstigeren, werbefinanzierten Abo. Laut dem Netflix-Management soll das neue Angebot bereits Anfang 2023 an den Start gehen und sich zunächst auf Märkte mit signifikanten Werbeausgaben beschränken. Später soll der neue Abo-Dienst auf weitere Märkte ausgeweitet und schrittweise ausgebaut werden.
Diese Ankündigung kam bei den Anlegern besonders gut an. Piper-Sandler-Analyst Thomas Champion geht davon aus, dass ein werbefinanziertes Abo Netflix pro Quartal bis zu 1,4 Milliarden Dollar an zusätzlichen Einnahmen einbringen könnte. Sollte Champions Schätzung zutreffen, würde Netflix allein durch das neue Abo-Angebot auf Jahressicht den Anteil seiner Umsätze um fast 20 Prozent erhöhen.
Die Zahlen von Netflix haben auch diesmal nicht besonders geglänzt. Allerdings waren die Erwartungen des Marktes an den Konzern im Vorfeld relativ niedrig. Daher überwiegt bei den Anlegern derzeit die Erleichterung, dass Netflix wenigstens diese niedrigen Erwartungen schlagen konnte. Zudem sorgen die Pläne zum werbefinanzierten Abo für einen neuen Hoffnungsschimmer. Anleger bleiben an Bord.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Netflix.