Das Sentiment gegenüber der Aktie von Netflix hat sich schon vor den gestern veröffentlichten Fed-Protokollen verschlechtert. Seit ihrem November-Hoch ging es für das Streaming-Papier rund 21 Prozent nach unten – und heute werden die Wachstumserwartungen der Anleger schon wieder enttäuscht.
Gleich zwei Analysten haben sich am Donnerstag zur Netflix-Aktie geäußert und im frühen US-Handel für ein Minus von 3,4 Prozent gesorgt. Angefangen mit dem Stifel-Experten Scott Devitt, der zwar sein Kaufvotum beibehält, aber das Kursziel von 690 auf 630 Dollar herunterschraubt.
Devitt sieht Schwächen bei den Downloads der Netflix-App, in der langsamer steigenden Abonnentenzahl sowie im weniger profitablen Wachstum auf den internationalen Märkten beispielsweise wegen der jüngsten Preissenkung in Indien.
Aufgrund der schwächer als erwarteten Daten zur Netflix-App reduzierte der Experte seine Schätzung für den Abonnentenzuwachs im vierten Quartal von 10,1 Millionen auf 8,6 Millionen, was der Prognose des Netflix-Managements von 8,5 Millionen Abonnenten näherkommt.
Auch Doug Anmuth von JPMorgan senkt am Donnerstag sein Kursziel für die Netflix-Aktie von 750 auf 725 Dollar. Wie sein Kollege beklagt auch er geringere Downloads im vierten Quartal. Anmuth glaubt daher, dass Netflix nur 6,25 Millionen neue Abonnenten bei der Veröffentlichung der Q4-Ergebnisse am 20. Januar melden werden.
„Wir glauben, dass der Zuwachs an Abonnenten im vierten Quartal unregelmäßig war, da Netflix das Quartal mit einem signifikanten Anstieg durch Squid Game begann, das Ende September veröffentlicht wurde", sagte Anmuth. „Das Download-Wachstum verlangsamte sich dann und ging schließlich bis Anfang Dezember zurück, bevor es wieder anstieg.“ Er sieht also im neuen Jahr wieder bessere Abonnentenzuwächse.
Trotz der Bedenken bleiben beide Analysten und auch DER AKTIONÄR langfristig von der Netflix-Aktie überzeugt. Die Gründe hierfür sind die breite Content-Pipeline, Fortschritte bei Eigenproduktionen beispielsweise im Bereich VFX, neue Initiativen im Bereich Gaming, internationale Stärke gegenüber den Peers und die Möglichkeit die Preisschraube anzuziehen.
Tatsache ist aber auch, dass Netflix aktuell unter Druck ist, da die Gewinnerwartungen des Marktes nicht erfüllt werden können. Wenn dann auch noch Sorgen beim Abonnentenwachstum hinzukommen wird es schwer. Doch wie vom JPMorgan-Analyst angedeutet, dürfte diese Schwäche nur vorübergehend sein. DER AKTIONÄR empfiehlt, die Gewinne laufen zu lassen.