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07.04.2022 von Financial Times

Meta: Mit dem „Zuck Buck“ zurück an die Spitze

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Meta Platforms

Von Hannah Murphy
Financial Times
Übersetzung: Stefanie Konrad

Meta will mit Coins, Token und Finanzdienstleistungen zurück an die Spitze. Der angeschlagene Social-Media-Konzern hatte bereits Pläne, eine Kryptowährung einzuführen. Diese sind allerdings gescheitert, und Meta sucht weiter nach neuen Einnahmequellen. Die Pläne zur Einführung einer virtuellen Währung in seine Apps nehmen nun langsam Gestalt an.

Meta-Chef Mark Zuckerberg sucht nach alternativen Einnahmequellen und will neue Funktionen einführen, um die Nutzer zu begeistern und sie langfristig zu binden. Denn seine wichtigsten Social-Networking-Produkte wie Facebook und Instagram sind nicht mehr so beliebt wie früher – ein Trend, der das werbebasierte Geschäftsmodell des Unternehmens mit einem Jahresumsatz von 118 Milliarden Dollar unter Druck setzt.

Facebooks Finanzsparte, Meta Financial Technologies, prüft gerade die Einführung einer virtuellen Währung für das Metaverse. Intern nennen die Mitarbeiter diese „Zuck Bucks“, wie aus Insiderkreisen hervorgeht.

Die Kryptowährung wird wohl nicht auf Blockchain basieren. Meta will stattdessen In-App-Token einführen, die zentral vom Unternehmen überwacht werden. Das wäre ähnlich wie bei den Token, die in Spiele-Apps verwendet werden, so wie die Robux-Währung des beliebten Kinderspiels Roblox.

Aus Unternehmensmitteilungen und Insiderkreisen geht hervor, dass Meta auch sogenannte „Social Token“ oder „Reputation Token“ in Betracht zieht. Diese könnten beispielsweise als Belohnung für sinnvolle Beiträge in Facebook-Gruppen ausgegeben werden. Außerdem sollen „Creator Coins“ entwickelt werden, die mit bestimmten Influencern auf der Foto-Sharing-App Instagram verknüpft werden können.

Meta prüft auch herkömmlichere Finanzdienstleistungen, wobei der Fokus auf Kreditvergaben an kleine Unternehmen zu attraktiven Zinssätzen liegt. Das berichten mehrere mit der Initiative vertraute Personen. Es gibt zwar noch keine konkreten Pläne, das Unternehmen hat aber angeblich bereits Gespräche mit potenziellen Kreditpartnern geführt.

Der Großteil dieser Pläne befindet sich noch im Anfangsstadium und könnte noch geändert oder verworfen werden. Der Plan, Non-Fungible Token (NFTs) in die Apps zu integrieren, scheint jedoch schon weiter entwickelt zu sein. Zuckerberg bestätigte einen früheren Bericht der Financial Times, wonach Instagram bald NFTs unterstützen wird.

Einer internen Mitteilung von letzter Woche zufolge plant Meta, Mitte Mai ein Pilotprojekt für das Posten und Teilen von NFTs auf Facebook zu starten. Danach soll „schnell“ eine Funktion getestet werden, mit der man durch den Besitz von NFTs einer Facebook-Gruppe beitreten kann. Eine weitere Funktion soll es den Nutzern ermöglichen, NFTs zu prägen.

Einem anderen internen Dokument zufolge könnten NFTs in Zukunft über „Gebühren und/oder Anzeigen“ zu Geld gemacht werden. Facebook lehnte eine Stellungnahme ab.

Meta büßte im Februar über 220 Milliarden Dollar seines Marktwertes ein, als bekannt wurde, dass die Nutzer immer mehr Zeit auf neueren Konkurrenzplattformen wie der Kurzvideo-App TikTok verbringen.

In letzter Zeit ist das Unternehmen bestrebt, andere Einnahmequellen zu finden und E-Commerce auf der Plattform zu fördern. Dabei hat es sich intensiv mit Kryptowährungen und der Blockchain-Technologie beschäftigt. Big-Tech-Konkurrenten wie Google und Apple sind beim Einstieg in diesen aufstrebenden Markt zurückhaltender.

Der Vorstoß wurde jedoch durch Rückschläge und behördliche Kontrollen erschwert. Anfang des Jahres wurde das von Meta angeführte globale Kryptowährungsprojekt Diem eingestellt und seine Vermögenswerte an die kalifornische Bank Silvergate verkauft. Dieser Schritt war erforderlich, nachdem die US-Aufsichtsbehörden dem Pilotprojekt aus Gründen der Währungsstabilität und wegen Wettbewerbsbedenken kein grünes Licht gegeben hatten.

Meta Platforms (WKN: A1JWVX)

In den letzten sechs Monaten kam es in der Finanzabteilung von Meta aufgrund interner Unzufriedenheit zu einem „Massenexodus“ von Mitarbeitern, wie es ein ehemaliger Mitarbeiter beschrieb. Der Abteilungsleiter David Marcus verließ das Unternehmen Ende letzten Jahres zusammen mit wichtigen Entwicklern, Compliance-Mitarbeitern und fast der gesamten Rechtsabteilung.

Diejenigen, die geblieben sind, prüfen nun, wie sie digitale Währungen im Metaverse erstellen oder unterstützen können – in jener virtuellen Welt voller Avatare, von der sich Zuckerberg erhofft, dass sie irgendwann Milliarden von Dollar für den Handel mit digitalen Waren und Dienstleistungen generieren wird.

Die Mitarbeiter versuchen nun, eine digitale Währung auf eine möglichst unregulierte Art und Weise anzubieten, wie zwei Personen berichten. Ein digitaler Token, der nicht auf einer Blockchain basiert, erweist sich dabei als die attraktivste Option.

Facebook führt nicht zum ersten Mal eine solche Währung in seinem System ein. 2009 hat das Unternehmen Facebook Credits eingeführt. Mit dieser virtuellen Währung konnten die Nutzer In-App-Käufe tätigen, vor allem in Spielen wie FarmVille. Nach Angaben von Barclays machte dies zum Zeitpunkt des Börsengangs im Jahr 2012 16 Prozent der Einnahmen aus, wurde aber 2013 eingestellt, da der Betrieb zu kostspielig war.

In einer Mitteilung von Ende Januar schrieb Stephane Kasriel, der neue Leiter der Finanzabteilung von Meta: „Wir ändern unsere Produktstrategie und unseren Fahrplan ...,  sodass wir uns auf die Entwicklung des Metaverse konzentrieren können und darauf, wie Zahlungen und Finanzdienstleistungen in dieser digitalen Welt aussehen werden.“

Kasriel löste Marcus ab, als dieser das Unternehmen Ende 2021 verließ. Er sagte, dass das Unternehmen Investitionen „beschleunigen“ werde, um Zahlungen innerhalb von WhatsApp und Messenger zu erleichtern und um „Content-Erstellern bei der Vermarktung ihrer Aktivitäten zu unterstützen“, wie zum Beispiel durch NFTs.

Er kündigte auch an, dass die Wallet für Facebook Pay – das bereits existierende Peer-to-Peer-Zahlungssystem, das keine Blockchain-Technologie verwendet – mit Novi kombiniert werden soll. Novi ist die Wallet für digitale Währungen, die ursprünglich für die Diem-Coins entwickelt wurde.

„Die Wallet wird Zahlungen, Identitäts- und Digital-Asset-Management innerhalb der [App-Familie und Reality Labs, der Virtual- und Augmented-Reality-Sparte,] und mit der Zeit auch für andere Apps/Websites anbieten“, so Kasriel.

Einige Vorhaben von Meta konzentrieren sich auf den digitalen Zahlungsverkehr. Andere sind hingegen Teil umfassenderer Pläne, die Blockchain-Technologie für eine verstärkte „Dezentralisierung“ seiner Plattform zu nutzen – ganz im Sinne des wachsenden Interesses im Silicon Valley am sogenannten Web3.

Die Befürworter von Web3 versuchen in der Regel, die Distributed-Ledger-Technologie einzusetzen, um den Nutzern mehr Kontrolle und Eigentumsrechte an ihren Daten zu gewähren. Big-Tech-Konzerne, die diese Daten in der Regel im Rahmen ihrer werbebasierten Geschäftsmodelle zu Geld machen, wollen sie verdrängen.

Meta scheint sich aber einige Web3-Ideale zu eigen zu machen. Planungsunterlagen zufolge prüft das Unternehmen, ob Daten auf einer Blockchain gespeichert werden sollen, wie den Nutzern mehr Kontrolle über ihre digitale Identität gegeben werden kann und ob ihre Identität oder Accounts auf andere Plattformen außerhalb der Meta-Apps übertragen oder dort genutzt werden können.

In den Unterlagen heißt es auch, dass sich Meta durch seine Pläne, Nutzer für glaubwürdige Inhalte mit „Social Token“ zu belohnen, als zentralen Inhaltsmoderator vielleicht abschaffen kann. So könnten die Facebook-Communitys mehr Befugnisse bei der Selbstmoderation erhalten.

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