Facebook-Chef Mark Zuckerberg musste sich am Mittwoch im US-Kongress den Fragen der Abgeordneten zur geplanten Digitalwährung Libra stellen. Er bekräftigte dabei die Zusage, dass Libra erst nach Zustimmung der US-Aufsichtsbehörden an den Start gehen werde. Zu lange sollten sich diese aber nicht mehr Zeit lassen, warnt Zuckerberg.
„Während wir debattieren, steht der Rest der Welt nicht still“, mahnt der Facebook-Gründer vor dem Kongress und verweist auf ähnliche Krypto-Projekte, die derzeit beispielsweise in China entwickelt würden. „Libra wird größtenteils durch Dollar gedeckt sein und ich bin überzeugt, dass es die führende Rolle Amerikas in der Finanzbranche stärken wird, genauso wie unsere demokratischen Werte und die Kontrolle rund um die Welt.“
Wenn sich die USA nicht an Innovationen beteiligen, sei hingegen die Führungsrolle des Landes im Finanzgeschäft in Gefahr. Die Übermacht Chinas könnte dadurch wachsen und die USA den Anschluss verlieren, so die implizierte Warnung. Zuckerberg weiß, wie man US-Politiker ködert.
Kein Start ohne US-Zustimmung
Gleichzeitig gab sich der Facebook-CEO aber auch reumütig. Er äußerte Verständnis dafür, dass Facebook nach Skandalen und Kritik der vergangenen Jahre einen schweren Stand als Urheber des Projekts hat. „Wir haben in den vergangenen Jahren viele Probleme gehabt. Und ich bin sicher, Leute wünschen sich, dass irgendjemand anderes mit der Idee kommt, nur nicht Facebook“.
Vor diesem Hintergrund erneuerte er seine Zusage, wonach Libra erst an den Start gehen wird, wenn alle Bedenken der Regulierer ausgeräumt sind. Sollte die Libra Association, das Konsortium hinter der geplanten Digitalwährung, einen früheren Start in anderen Ländern planen, werde sich Facebook zurückziehen.
Edle Absichten, heftiger Gegenwind
Die Digitalwährung Libra soll nach Vorstellungen von Facebook zunächst vor allem für Geldüberweisungen über Ländergrenzen hinweg zum Einsatz kommen, mit der Zeit aber auch zum Bezahlen von Einkäufen. Facebook wolle damit auch Menschen auf der ganzen Welt helfen, die bislang durch das Raster des heutigen Bankensystems fallen.
Die Idee ist, dass Libra mit etablierten Währungen wie Euro oder Dollar erworben werden kann. Das Geld soll dabei eins zu eins zur Absicherung der Digitalwährung verwendet werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Digitalwährungen weisen derart konzipierte Stablecoins in der der Regel eine geringere Volatilität auf.
Regulierer und Politiker sehen allerdings noch viele offene Fragen, etwa hinsichtlich Maßnahmen gegen Geldwäsche und Terror-Finanzierung. Zugleich befürchten sie aber auch eine mögliche Destabilisierung des etablierten Finanzsystems, wenn große Geldmengen in Libra und zurück getauscht werden.
Kritiker unter den Abgeordneten zogen außerdem Zuckerberg Aussage in Zweifel, Menschen ohne Bankkonto helfen zu wollen. Einige sehen in Libra eine Parallelwährung für Menschen, „die den Dollar nicht mögem“ – etwa Drogenhändler und Steuerhinterzieher.
Einige namhafte Partner aus der Finanzbranche wie Mastercard, Visa und Paypal haben sich angesichts des heftigen regulatorischen Gegenwinds bereits wieder aus dem Libra-Projekt zurückgezogen.
Kaum Fortschritt, aber mehr Kontrolle
Speziell das China-Argument hat die Diskussion unter den Abgeordneten zusätzlich befeuert. Für Maxine Waters, die Vorsitzende des zuständigen Ausschusses, sind grundlegende Fragen zu Libra aber nach wie vor ungeklärt.
Parallel zur Kongress-Anhörung von Mark Zuckerberg hat US-Finanzminister Steven Mnuchin das Projekt der Aufsicht des Financial Stability Oversight Council (FSOC) unterstellt. Ob und wie es mit dem Facebook-Coin weitergeht, bliebt unter diesen Vorzeichen fraglich.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Facebook.
Mit Material von dpa-AFX.