Bevor Dienstagnacht unserer Zeit der Streamingriese Netflix seine Ergebnisse für das vierte Quartal des Geschäftsjahres 2019 veröffentlicht, blicken wir auf die geschätzten Zahlen der Analysten. Dabei werden bei den wichtigen Abonnentenzahlen Zuwächse erwartet. Das dürfte der im S&P 500 gelisteten Aktie kurzfristig Auftrieb verleihen.
Für das Q4 im Geschäftsjahr 2019 gehen die Analysten von einem Abonnentenzuwachs von rund 600.000 in den USA und etwa sieben Millionen weltweit aus. Damit würde der Abonnentenrückgang – immerhin geschätzte rund 1,1 Millionen – um den Start von Disney+ im US-Heimatmarkt vorerst langsam ausgebremst.
Bei den fundamentalen Zahlen rechnen die Analysten mit einer Dividende in Höhe von 0,52 Dollar (plus 73,3 Prozent zum Vorjahr) und einem geschätzten Umsatz von 5,45 Milliarden Dollar (plus 30,1 Prozent im Vergleich zu 2018).
Nichtsdestoweniger war das vergangene Jahr war für Netflix ein turbulentes. Der Platzhirsch bekam erst mit AppleTV+ und dann vom Entertainmentgiganten Disney Konkurrenz im heißumkämpften Streamingmarkt. Disney+, so der Name des neuen Streamingangebotes, wurde von mehr als 15 Millionen Nutzern in den ersten fünf Tagen nach Start in sechs Ländern abonniert.
Im März 2020 startet Disney+ in den restlichen Kernmärkten – auch in Deutschland. Bis 2025 sollen über 100 Millionen Abonnenten den Dienst nutzen. Netflix ist zumindest bis dahin mit aktuell 60,62 Abonnenten in den USA und 91,3 Millionen im Rest der Welt noch unangefochtene Nummer eins.
Der Konkurrenzdruck wird immens, denn eine Auswertung von Emarketer hat ergeben, dass die tägliche Nutzung digitaler Medien von 2012 bis heute um 45 Prozent auf 361 Minuten täglich gestiegen ist. In den vergangenen Jahren war das Wachstum aber nur noch marginal. Die Nutzer werden beinhart nach Content ihre Abonnemententscheidung treffen – und Disney ist mit den eigenen Klassikern, Marvel und neuerdings den 20th Century Fox-Titeln breit aufgestellt.
Zumal Disney+ viel günstiger ist als ein Netflix-Abo. Sieben Euro soll der gesamte Katalog monatlich hierzulande kosten. Das Basisabo bei Netflix schlägt mit 7,99 Euro monatlich zu Buche. Wer hochauflösend schauen will, zahlt mindestens 11,99 Euro.
2020 wird spannend. Die glorreichen Zeiten sind für Netflix höchstwahrscheinlich vorbei, wegen Disney, aber auch wegen Apple, Amazon und all den anderen Unternehmen, die im Streaming-Markt Gas geben. Mit einem 20er-KVG von 62 steht Netflix in diesem Umfeld quasi unter Erfolgsdruck, sollte jedoch angesichts seiner Masse an selbstproduzierten Inhalten vorerst auf Wachstumskurs bleiben. DER AKTIONÄR ist weiterhin bearish für Netflix und bullish für Disney.
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Netflix.