Nicht nur im Dow Jones und im Nasdaq 100 wurde am Montag die Erholungsbewegung der vergangenen Woche beendet, sondern auch bei den Halbleiteraktien von AMD, Intel und Nvidia. Während der Dow Jones nur 0,5 Prozent verlor und der Nasdaq 100 rund 2,2 Prozent, ging es für die Aktien von AMD und Nvidia mit über drei Prozent etwas stärker nach unten. Als Grund dafür wird auch eine negative Analystenstudie gesehen.
Barclays setzt die Axt an
So haben die Analysten von Barclays am Montag die Kursziele für AMD und Intel von 115 auf 85 Dollar beziehungsweise von 45 auf 40 Dollar gekappt. „Wir reduzieren die Schätzungen für beide Unternehmen bereits jetzt, aber sie müssen möglicherweise noch weiter gesenkt werden“ warnten die Experten und fügte hinzu, dass man keinen Grund sehe, diese Aktien zu besitzen, bis das Ausmaß der Korrektur besser verstanden wird.
Entscheidend für die zurückgefahrenen Erwartungen bei den Chip-Entwicklern sind laut Barclays insbesondere die schwächeren Aussichten für das zweite Halbjahr. Die Experten gehen nun beispielsweise davon aus, dass die Notebook-Nachfrage um 17 Prozent fallen dürfte, zuvor wurde nur mit einem Minus von zwölf Prozent gerechnet.
Doch nicht nur bei Notebooks sind die Aussichten schlecht, sondern auf dem gesamten PC-Markt. Die Marktforscher von Gartner sehen einen perfekten Sturm auf die Chip-Branche zurollen. Die Prognose: „Die Nachfrage nach Verbraucher-PCs wird im laufenden Jahr um 13,1 Prozent sinken [...].“
Nvidia wurde von Barclays zwar nicht genannt, doch auch der Grafikkartenspezialist erlöst rund die Hälfte der Umsätze im Bereich Gaming und damit mit in PCs verbauten Grafikkarten. Eine deutlich sinkende PC-Nachfrage dürfte die kommenden Quartale also negativ beeinflussen.
Für die UBS bleibt Nvidia ein Favorit
Trotz der sich eintrübenden Verbrauchernachfrage bleiben dagegen die Analysten der UBS vom Sektor überzeugt und sehen beispielsweise in der Aktie von Nvidia noch immer einen Top-Chip-Pick. Es sei zwar zu früh, für den kompletten Sektor bullish zu werden, so UBS-Analyst Timothy Arcuri, doch einige Firmen könnten sich dann besser entwickeln als andere.
So sei die Nachfrage im Datacenter immer noch stark, auch wenn Nvidia das Tempo seiner Betriebsausgaben verlangsamt. Doch mehr Workloads, der Wandel hin zu mehr KI-Einsatz sowie ein von AMD und Intel angestoßener neuer CPU-Produktzyklus sprechen weiterhin für steigende Datacenter-Investitionen.
Chip-Aktien bleiben volatil und das Sentiment verhalten. Analysten nehmen das schwierige Makroumfeld sowie die Unsicherheit bezüglich der Dauer des Halbleiterzyklus als willkommenen Anlass, ihre Ziele an die gefallenen Kurse anzupassen. DER AKTIONÄR geht unverändert von einem stärker als erwarteten Zyklus aus, der eher von der Angebots- als von der Nachfrageseite ausgebremst wird. Sobald Händler ihre Lagerkapazität an das unsichere Makroumfeld angepasst haben, sollte das Wachstum wieder Fahrt aufnehmen.
Bis es soweit ist – und wie von Barclays geraten „das Ausmaß der Korrektur besser verstanden wird“ – sollten Anleger selektiv vorgehen. AMD und Qualcomm bleiben aktuell die AKTIONÄR-Favoriten im Sektor, denn während der eine weitere Marktanteile für sich gewinnt, erobert der andere gerade ganz neue Märkte für sich.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia.