Lange Zeit war er abgetaucht und in Hongkong unterwegs, nun wurde er wieder in China gesehen: Alibaba-Gründer Jack Ma. Bislang hat die Nachricht allerdings keine Euphorie unter Anlegern ausgelöst. Warum die fehlende Reaktion an der Börse? DER AKTIONÄR fasst die Entwicklung in einer Kurzanalyse zusammen.
Zum ersten Mal seit mehr als einem Jahr wurde Jack Ma wieder in China gesichtet – in einer Schule in Hangzhou. Der Milliardär und Alibaba-Gründer war laut South China Morning Post (gehört zu Alibaba) zuvor privat in Hongkong, unter anderem um die Kunstmesse Art Basel zu besuchen.
Mit Beginn der schärferen Regulierung war Ma Ende 2020 – freiwillig oder unfreiwillig – abgetaucht. Anschließend wurde er nur sporadisch gesichtet, unter anderem in Hongkong und Europa.
Ma hat sich inzwischen bei Alibaba und der Finanztochter Ant Financial größtenteils zurückgezogen. Zudem ist davon auszugehen, dass die chinesische Führung keine Rückkehr Mas ins operative Geschäft wünscht. Das jüngste Auftauchen in einer Schule kann so interpretiert werden, dass es wohl auch dabei bleibt, dass Ma sich anderen Dingen widmet. Ende 2021 hatte DER AKTIONÄR geschrieben: „Zu Beginn des Jahres soll Ma in einem Brief Xi Jinping angeboten haben, sein Leben künftig der Bildung in ländlichen Gegenden Chinas zu widmen.“
Mit seiner Kritik an chinesischen Bankern und inoffizieller Diplomatie (Ma hatte 2017 in New York den frisch gewählten US-Präsidenten Donald Trump getroffen) hat sich Ma bei der chinesischen Führung offensichtlich unbeliebt gemacht. Sein Einfluss auf Alibaba und Ant Financial dürfte nur noch gering sein. Auch andere Tech-Gründer in China sind in den vergangenen Jahren in den Hintergrund getreten. Es bleibt dabei, dass Ma in der Öffentlichkeit relativ dezent und sporadisch als Privatperson und Philanthrop in Erscheinung tritt. Mas Auftauchen in China dürfte also kein Hinweis darauf sein, dass sich bei Alibaba oder in Sachen Regulierung irgendetwas in China geändert hat. Insofern ist die gleichgültige Reaktion der Anleger nur folgerichtig. Auf dem aktuellen Niveau überwiegen längerfristig trotzdem wieder die Chancen bei der Aktie.
Hinweis: Der Handel mit Anteilen chinesischer Unternehmen ist mit erheblichen politischen und rechtlichen Unsicherheiten verbunden. Für Anleger besteht ein erhöhtes Totalverlustrisiko. DER AKTIONÄR rät dazu, nur in Einzelfällen und mit geringer Gewichtung in China-Aktien zu investieren.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Alibaba Group