Morgen wird die US-Notenbank ihren Zinsentscheid verkünden. Laut dem FedWatch Tool rechnen 80 Prozent der Befragten mit einem weiteren Zinsschritt von 75 Basispunkten, 20 Prozent gehen sogar von einer Anhebung um 100 Basispunkten aus. Doch die Weltbank warnt: Die aggressiven und gleichzeitigen Zinserhöhungen der Zentralbanken erhöhen das Risiko einer Rezession und einer Reihe von Finanzkrisen im Jahr 2023.
Der globale Trend zu überdimensionierten Zinserhöhungen durch viele Zentralbanken stellt ein Risiko für die Weltwirtschaft dar. Ein derartiges Maß an Synchronität zwischen den Zentralbanken habe es in den letzten fünf Jahrzehnten nicht gegeben, so die Bank in einer Studie. Ihre Bemühungen sind jedoch keine Garantie dafür, dass die hartnäckig hohe Inflation auf das erforderliche Niveau zurückkehrt.
„Die Investoren erwarten, dass die Zentralbanken die globalen geldpolitischen Zinssätze bis 2023 auf fast 4 Prozent anheben werden - ein Anstieg von mehr als 2 Prozentpunkten gegenüber dem Durchschnitt von 2021", heißt es in dem Bericht. "Wenn die Angebotsstörungen und der Druck auf dem Arbeitsmarkt nicht nachlassen, könnten diese Zinserhöhungen dazu führen, dass die globale Kerninflationsrate (ohne Energie) im Jahr 2023 bei etwa 5 Prozent liegt - fast doppelt so hoch wie der Fünfjahresdurchschnitt vor der Pandemie."
„Das globale Wachstum verlangsamt sich drastisch, und eine weitere Verlangsamung ist wahrscheinlich, da immer mehr Länder in die Rezession fallen. Ich bin zutiefst besorgt, dass diese Trends anhalten werden, mit langanhaltenden Folgen, die für die Menschen in den Schwellen- und Entwicklungsländern verheerend sind“, sagte der Präsident der Weltbankgruppe David Malpass.
Um die Inflation in den Griff zu bekommen, schlägt die Weltbank vor, die Produktion anzukurbeln, anstatt den Verbrauch durch Zinserhöhungen zu senken. „Die Politik sollte darauf abzielen, zusätzliche Investitionen zu generieren und die Produktivität und Kapitalallokation zu verbessern, die für Wachstum und Armutsbekämpfung entscheidend sind“, erklärte Malpass.
Eine globale Rezession sei sehr wahrscheinlich, wenn man mehrere historische Indikatoren berücksichtige, so der Bericht weiter. „Die drei größten Volkswirtschaften der Welt - die Vereinigten Staaten, China und der Euroraum - haben sich stark verlangsamt. Unter diesen Umständen könnte selbst ein moderater Rückgang der Weltwirtschaft im nächsten Jahr in eine Rezession münden“, so die Bank.
Die Zinsanhebungen weltweit können sich natürlich negativ auf die Wirtschaft auswirken. Das Problem ist dabei: Es ist nicht klar, ob die Zinsanhebungen wirklich die Inflation verlangsamen, da die Inflation von allem auf Angebotsengpässen basiert. Deshalb erscheint der Vorschlag der Weltbank, lieber die Produktivität zu verbessern, durchaus sinnvoll.