Das Thema Schuldenbremse ist abgehakt, die Verschuldung nimmt zu. Die Anhebung des Schuldenlimits war absehbar. Umstritten ist aber, welche Auswirkungen das hat. Ray Dalio hatte jedenfalls schon zuvor gewarnt, diese Praxis werde letztendlich zu einem katastrophalen finanziellen Zusammenbruch führen. Dementsprechend skeptisch ist Dalio in Bezug auf eine Anlageklasse.
„Ich denke, es ist ein sehr riskantes Investment“, sagte Dalio gestern im Interview mit CNBC, als er zu seiner Einschätzung bezüglich US-Staatsanleihen gefragt wurde. Es gehe dabei allerdings nicht darum, ob das Geld zurückgezahlt werden könne, schließlich könnte der Staat die Druckerpresse anschmeißen.
Problematisch sei vielmehr, dass der Schuldendienst zunehmend die Staatsausgaben beeinträchtige. Unterdessen habe der schnelle Zinsanstieg zu Verlusten bei vielen Institutionen geführt. Davon sei auch die US-Notenbank betroffen, weil alte Anleihen, für die es weniger Zinsen gab, inzwischen an Wert verloren haben. Auch mögliche Sanktionen gegen andere Länder, die Staatsanleihen kaufen, seien ein Risikofaktor. Bringe man diese Länder dazu, ihre Anleihen zu verkaufen, „dann ist das ein echtes Problem“.
In einem solchen Umfeld, in dem Geld zunehmend entwertet wird, weil immer mehr gedruckt wird, schneiden Aktien tendenziell besser ab als Staatsanleihen, sagte Dalio.
Dalios Wort hat Gewicht: Er hat mit Bridgewater Associates den größten Hedgefonds der Welt gegründet und mehrere Bücher zur Entwicklung historischer Wirtschaftszyklen und Schuldenkrisen verfasst.
Neu und überraschend ist Dalios Einschätzung nicht. Allerdings schwankt seine Bewertung von Anlagemöglichkeiten auch relativ häufig. Vor einem Jahr sagte Dalio im Interview mit DER AKTIONÄR noch: „Die Fed wird die Zinssätze nicht hoch genug anheben, um eine attraktive, reale Rendite zu erzielen. Denn Zinssätze, die hoch genug sind, um unter Berücksichtigung der Inflation attraktiv zu sein, sind zu hoch für eine ausreichend starke Wirtschaft.“ Dies hat sich bislang nicht bestätigt. In der Folge relativierte Dalio seine Aussage, Bargeld sei Müll. Vor einem Jahr hatte Dalio auch noch gesagt, Aktien seien noch schlimmer als Bargeld. Insofern sollten Anleger die Aussagen mit Vorsicht genießen, weil sie bei neuen Marktlagen schnell an Gültigkeit verlieren können. Dass Anleger grundsätzlich mit Aktien langfristig bessere Renditen erzielen konnten als mit Staatsanleihen oder dem Halten von Bargeld ist aber ohnehin kein Geheimnis.