Der Gründer des größten Hedgefonds der Welt, Ray Dalio, hat sich inzwischen zwar aus dem Tagesgeschäft bei Bridgewater Associates zurückgezogen, ist dort aber immer noch als Altmeister tätig – und als scharfer Beobachter des Weltgeschehens. Pikant: Dalio arbeitet in den USA, pflegt aber auch ein relativ freundliches Verhältnis zu China.
Umso bestürzender ist Dalios Einschätzung der aktuellen Beziehung zwischen den beiden Weltmächten. „Die Vereinigten Staaten und China stehen am Rande eines Krieges und sind nicht mehr in der Lage, miteinander zu reden“, schreibt Dalio in einem aktuellen Beitrag auf Linkedin (Link, Englisch). Zwar wolle keine der Seiten, dass es zu einem Krieg komme, würden sich aber gleichzeitig sehr nahe an den roten Linien der anderen Seite bewegen. Zudem werde die Politik in den kommenden 18 Monaten wahrscheinlich aggressiver ausfallen. Das könne zu gegenseitigen Sanktionen oder schlimmstenfalls einem militärischen Konflikt führen.
Dalio wäre nicht Dalio, wenn er nicht zugleich betonen würde, dass „am Rande stehen“ nicht heißt, dass es tatsächlich zu einem Krieg kommen muss. Die 2024 anstehenden Wahlen in den USA dürften aber nicht gerade zu einer Entspannung der US-Politik gegenüber China führen.
Die Streit-Punkte
Als Konfliktthemen nennt Dalio: Taiwan, Waffenlieferungen von China an Russland, mögliche Vergeltungsaktionen wegen der US-Chip-Sanktionen gegen China, gegenseitiges Abschneiden von Technologien und Rohstoffen.
„Die meisten dieser Konflikte werden sich in den nächsten 18 Monaten wahrscheinlich verschärfen“, schreibt Dalio. Letztendlich könne das zumindest „schwerwiegende wirtschaftliche Folgen für die USA, China und die Welt“ haben, schlimmstenfalls aber auch „zu einem militärischen Krieg führen“.
Dalio schreibt, er gehe davon aus, dass die größten Provokationen von US-Seite erfolgen werden, China darauf aber nicht ebenso reagieren werde, „weil die Chinesen nicht in den Krieg ziehen wollen“. Er wäre besorgt, wenn er zunehmend unprovozierte Aktionen der Chinesen sehen würde. Derzeit herrsche in China aber offenbar der Eindruck, die US-Seite wolle China in einen Krieg ziehen, den China vermeiden will.
Helfen könne letztendlich nur mehr Diplomatie.