Die Zinswende ist da. Wie erwartet hat die Europäische Zentralbank den Leitzins erstmals seit Beginn der Anhebungen wieder gesenkt – um 25 Basispunkte auf 4,25 Prozent. Eine Überraschung ist der Schritt nicht. Der DAX muss in einer ersten Reaktion nach einem bislang freundlichen Handel auch Verluste hinnehmen.
Knapp neun Monate befanden sich die Zinsen im Euroraum auf höchstem Niveau. Nun also der erste Schritt auf dem Weg zur Zinswende. Am Markt war ein solcher Schritt auf breiter Front erwartet worden, nachdem sich die Inflation zuletzt deutlich abgeschwächt hatte.
Offen bleibt, aber wie es nach diesem ersten Schritt weitergeht. Vertreter der EZB hatten zuletzt bereits darauf hingewiesen, dass weitere Senkungen von der Entwicklung der Konjunkturdaten abhängen. Eine erste Zinssenkung sein keine „Art Autopilot“, bei dem gleich der nächste Schritt folgen müsse, hatte Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, der Mitglied des EZB-Rates ist, zuletzt betont. „Stabile Preise sind die wichtigste Voraussetzung für Wachstum in Europa, daran sollten wir weiter festhalten.“
Auch die EZB betonte nun noch einmal, dass es keinen festen Zinspfad gebe, vielmehr soll von Sitzung zu Sitzung entschieden werden. Das weitere Vorgehen sei von den Daten abhängig, zumal das Lohnwachstum hoch bleibe und der Preisdruck weiter stark sei. Die Projektion für die Inflationsraten für 2024 und 2025 wurden auf 2,5 respektive 2,2 Prozent angehoben (bisher: 2,3 respektive 2,0 Prozent). Dafür wird wieder mit einem BIP-Wachstum in diesem Jahr um 0,9 Prozent statt bisher 0,6 Prozent gerechnet.
Der DAX gibt in einer ersten Reaktion rund 100 Punkte nach, notiert nach dem starken Handelsstart aber noch immer im Plus. Dies zeigt, dass der EZB-Schritt fest eingepreist war. Gibt es Hinweise auf weitere Senkungen, dürfte das den Aktienmarkt aber antreiben.