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12.03.2023 Martin Mrowka

EZB, Inflation, Jahreszahlen, Hexensabbat und Banken-Wanken werden DAX und Co bewegen

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Die neue Börsen-Woche dürfte es in sich haben. Außer neuen Daten zu den US-Verbraucherpreisen steht die EZB-Zinsentscheidung auf dem Programm. Am Freitag bewegt der große Verfallstag an den Terminbörsen auch die Aktionärs-Gemüter. Und über allem schwebt der SVB-Crash, der weltweit die Banken ins Wanken bringen kann. Der Wochenausblick.

Das auf die Finanzierung vieler Start-up-spezialisierte US-Geldhaus Silicon Valley Bank (SVB) ist nach einer gescheiterten Not-Kapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Das gab die US-Einlagensicherung FDIC am Freitag bekannt. Zum Schutz der Kunden seien alle versicherten Einlagen der Bank in eine neue Zweckgesellschaft überführt worden. Der Handel mit der SVB-Aktie wurde ausgesetzt.

Daniel Pfändler, Portfoliostratege bei Mainsky Asset Management, sprach zwar bei dem Startup-Finanzierer SVB von einem besonderen Einzelfall, sodass er die Wahrscheinlichkeit einer systemischen Bankenkrise aktuell als gering einstufe. Allerdings zeigten die Verwerfungen, dass im Bankensektor "ein schwierigeres fundamentales und ein restriktives geldpolitisches Umfeld aufeinanderprallen".

Im Finanzsektor breiteten sich Sorgen aus, bei den Anlegern wurden Erinnerungen an die Pleite von Lehman Brothers und an die Finanzkrise geweckt. Auch die wieder angefachten Inflations- und Zinsängste sorgten für Druck auf die Aktienkurse.

Der DAX verabschiedete sich am Freitag 1,3 Prozent tiefer bei knapp 15.428 Punkten ins Wochenende. Zeitweise war die Nervosität der Anleger noch größer, wie das Tagestief von 15.316 Punkten zeigte.

Die DAX-Bilanz ist für die vergangene Woche mit einem Abschlag von gut einem Prozent negativ. Im späten Freitags-Handel folgten die außerbörslichen DAX-Indikationen den schwächeren US-Indizes abwärts. Der Broker IG taxierte den Weekend-DAX dann am Sonntag-Morgen bei etwa 15.340 Punkten.

DAX (WKN: 846900)

Als Dreh- und Angelpunkt für die Finanzmärkte gelten vor allem die am Dienstag anstehenden US-Verbraucherpreise sowie der nächste Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag.

Es zeichnet sich ab, dass Preis- und Konjunkturzahlen noch stärker in den Fokus der Notenbanken rücken. Laut Ulrich Kater, Chefvolkswirt bei der Dekabank, fahren diese derzeit "auf Sicht", sodass aktuelle Datenveröffentlichungen "einen unmittelbaren Einfluss auf Höhe und Timing des nächsten Zinsschrittes haben werden". Mehr und mehr wird dabei die Lohnentwicklung zum Thema wegen befürchteter Zweitrundeneffekte. Während die Arbeitslosigkeit gering bleibt, droht von steigenden Löhnen zusätzlicher Inflationsdruck auszugehen.

EZB dürfte Leitzins um 0,5 Prozentpunkte anheben

Edgar Walk von der Privatbank Metzler sieht die EZB am Donnerstag wegen der gestiegenen Inflationserwartungen unter Zugzwang, um weiterhin als "kompromisslose Hüterin der Preisstabilität" wahrgenommen zu werden. Er rechnet damit, dass die europäischen Zentralbanker den Leitzins auf mindestens 3,0 Prozent anheben und schon für die nächste Sitzung im Mai einen weiteren Schritt von 0,5 Prozentpunkten ankündigen werden. Eine gewisse Wahrscheinlichkeit bestehe, dass der Leitzins sogar gleich auf 3,25 Prozent angehoben wird.

In den USA gleicht sich das Bild, das untermauerten am Freitag die neuesten Jobdaten. Die Arbeitslosigkeit war zwar im Februar überraschend etwas gestiegen, blieb aber weiter auf sehr niedrigem Niveau. "Da die Fed vor allem dem Arbeitsmarkt eine hohe Bedeutung als Inflationsindikator beimisst, sind ihr seine Steherqualitäten ein Dorn im Auge", sagte Marktbeobachter Robert Halver von der Baader Bank. Die Bereitschaft, das zuletzt auf 0,25 Prozentpunkte gedrosselte Zinserhöhungstempo wieder zu erhöhen, sei gegeben, aber datenabhängig.

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US-Inflation im Fokus

Am Dienstag dürften die anstehenden US-Verbraucherpreise daher wieder besonders hohen Stellenwert haben, gefolgt von den Erzeugerpreisen am Mittwoch. "In den USA ist die Inflation im Februar vermutlich erneut nur leicht gesunken", glaubt Christoph Balz von der Commerzbank. Dies liege aber vor allem an den Energiepreisen, während der Preisauftrieb bei den meisten anderen Gütern kaum abnehme. Wichtiger sei daher die Kernrate, die wohl weiterhin viel zu hoch bleibe.

"Bis Klarheit über das Ausmaß weiterer Zinsrestriktionen herrscht, sind Aktien grundsätzlich anfällig für Kursschwankungen", warnt Baader-Experte Halver. Am vergangenen Dienstag hatte der DAX erstmals seit mehr als einem Jahr wieder knapp über 15.700 Punkten gelegen. Nach unten gelten die Kurse bei 15.150 Punkten als recht gut abgesichert. Dass Rücksetzer bislang wieder zum Einstieg genutzt werden, macht die Marktstruktur laut Halver robuster.

"Nur wenig Risiko-Puffer"

Für die Experten von LBBW bieten die derzeitigen Bewertungen aber "nur wenig Risiko-Puffer für schlechte Nachrichten, vor allem in den USA". Fest machen sie dies am Kurs-Gewinn-Verhältnis, das oberhalb des langjährigen Durchschnitts liege. In schwierigem Fahrwasser sehen sie daher auch europäische Aktien, die bislang relative Stärke im Vergleich zu denen in New York zeigten.

Ein wegweisendes Kriterium für den DAX dürften auch weitere Unternehmenszahlen bleiben. Deren Saison geht in diesen Tagen auf die Zielgerade: Unter anderem warten mit der Porsche AG am Montag, Volkswagen am Dienstag, E.on und BMW am Mittwoch, Bald-Aufsteiger Rheinmetall am Donnerstag sowie Vonovia am Freitag nochmals diverse DAX-Werte mit einem Jahresfazit auf. Zumeist sind Eckdaten schon bekannt.

Auch der große Verfallstag, der am Freitag ansteht, könnte für Bewegung sorgen. Wenn dann beim sogenannten "Hexensabbat" Terminkontrakte und Optionen auf Indizes und Einzelwerte auslaufen, versuchen große Investoren manchmal, die Kurse in letzter Minute noch in eine für sie günstige Richtung zu bewegen. (Mit Material von dpa-AFX)


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