Finale schon wieder verschoben! Die Aktie des chinesischen Immobilien-Giganten Evergrande ist seit rund einem Jahr vom Handel ausgesetzt. Heute stand eine Anhörung in Hongkong zu einem Abwicklungsantrag an. Das Ergebnis: Der Konzern drückt sich mal wieder vor einer Liquidierung. Stattdessen wird weiterverhandelt – und es gibt eine neue Deadline.
Laut Evergrande soll eine Restrukturierungs-Vereinbarung bis Ende März auf dem Tisch liegen. Der chinesische Immobilienkonzern hat dafür die vorläufige Zustimmung von einer Gruppe der wichtigsten Gläubiger erhalten. Bis Mittwoch sollen den Gläubigern die Kernpunkte vorgelegt werden. Zum 1. Oktober könnte die Restrukturierung beim wohl am höchsten verschuldeten Immobilienunternehmen der Welt starten. Dabei wird es voraussichtlich unter anderem zu einer sehr deutlichen Verwässerung der Alt-Anleger kommen. Angesichts dieses Fortschritts wurde der Fall auf den 31. Juli vertagt.
Zuvor hatte eine Gruppe ausländischer Anleihegläubiger ihre Unterstützung für die Umschuldungspläne gemeldet. Evergrande soll laut Insidern sein Angebot nachgebessert haben, berichtet Bloomberg.
Der Fall Evergrande steht stellvertretend für mehrere Immobilienunternehmen in China, die seit zwei Jahren massiv angeschlagen sind und den Junk-Bond-Markt des Landes erschüttert haben. Stand 2021 hatte allein Evergrande 290 Milliarden Dollar Schulden. Auslöser für den aktuellen Prozess soll eine Verpflichtung in Höhe von rund 110 Millionen Dollar sein. Wie viel von ihrem eingesetzten Kapital die Gläubiger zurückerhalten werden, gilt als Orientierungspunkt für ähnliche Fälle.
Indirekt sind von dem Fall auch Banken und Immobilien-Käufer betroffen.
Ob Aktien oder Anleihen: Westliche Privatanleger sollten vom chinesischen Immobilen-Markt die Finger lassen. Die Evergrande-Aktie dürfte noch einige Zeit vom Handel ausgesetzt bleiben. Die Restrukturierungsverfahren dürften auch künftig eine zähe, undurchsichtige Angelegenheit bleiben, auch wenn Chinas Führung in den vergangenen Monaten mehrere Maßnahmen ergriffen hat, um die Auswirkungen auf den Gesamtmarkt möglichst überschaubar zu halten.