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26.09.2021 Martin Mrowka

DAX-Wochenausblick: Es wird holpriger

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DAX

Nun ist er also da, der große Tag der Bundestagswahl. Nach wochenlangem Wahlkampf entscheidet sich heute Deutschlands politische Zukunft. Beziehungsweise in den Tagen und Wochen danach. Denn egal, ob Laschet, Scholz oder Baerbock gewinnt – die Koalitionsverhandlungen werden wohl dauern. Am Aktienmarkt beginnt eine holprige Phase. Auch die Lage um Evergrande spielt eine Rolle. Der Wochenausblick.

Zuletzt waren die Anleger hin- und hergerissen zwischen der Hoffnung auf eine Evergrande-Rettung in letzter Minute und der Sorge, dass die Regierung in Peking den Immobilienriesen sich selbst überlässt – sprich in die Insolvenz schlittern lässt. Denkbar ist auch eine Aufspaltung in mehrere Unternehmen und eine (Teil)-Verstaatlichung.

Auch die schwache Entwicklung des deutschen Ifo-Index wurde als Belastungsfaktor für die jüngste Kursschwäche genannt. "Es deutet sich eine potenzielle Verlangsamung der Konjunktur an, die in eine Flaschenhals-Rezession münden kann", so Andreas Lipkow von der Comdirect. Diese Gefahr sei nicht unerheblich, da zusätzlicher Kostendruck von der Rohstoffseite und ein wahrnehmbarer Inflationsdruck am Wirtschaftshorizont zu sehen sind."

Am Freitag ging der DAX bei 15.531 Punkten ins Wochenende. Auch eine Umsatzwarnung von Nike mit Kursverlusten auch von Adidas und Puma mahnte die Anleger zur Vorsicht. Auf Wochensicht stand für den deutschen Leitindex unterm Strich ein moderater Aufschlag von 0,3 Prozent zu Buche.

DAX (WKN: 846900)

Um mehr als 10.000 Punkte oder 200 Prozent ist der DAX gestiegen seit Angela Merkel im Jahr 2005 zur Kanzlerin gewählt wurde. Die Kausalität dürfte indes nur schwer zu belegen sein. Immerhin aber könnte die heutige Wahl zum neuen Bundestag, der dann erstmals seit 16 Jahren nicht mehr Angela Merkel zur Kanzlerin küren wird, Folgen für die deutsche Wirtschaft und die Unternehmen haben. Und mithin auch die Aktienkurse bewegen.

Der deutsche Aktienindex DAX werde als "ein Abbild der Gesamtwirtschaft in Deutschland" wahrgenommen, schrieben die Ökonomen Joachim Schallmayer und Gunnar Meyke von der Deka Bank in einer Studie zur Wahl und den Folgen für Wirtschaft und Börse.

Regierungswechsel meist positiv für die Börse

Positiv habe die Börse in der Vergangenheit vor allem bei Regierungswechseln reagiert. Die Chancen hierfür stehen gut. Zu rechnen sei in den Wochen nach der Wahl auch mit stärkeren Kursschwankungen. "Die zu erwartende Verunsicherung für den Positionsaufbau nutzen", raten die Autoren den Anlegern.

"Für die längerfristige Wirtschaftsentwicklung in Deutschland ist die Wahl bedeutsam, da es auch um Entscheidungen für mehr Marktwirtschaft oder für mehr Interventionismus und Staatsgläubigkeit geht", sagte Volkswirt Michael Heise vom Vermögensverwalter HQ Trust.

Ausgleich für höhere Energie- und CO2-Preise

Wirtschaftspolitisch stehe die zukünftige Energie- und Umweltpolitik im Fokus. Sollten beispielsweise höhere Energie- oder CO2-Preise die Unternehmen und Arbeitnehmer belasten, so müsse an anderer Stelle Ausgleich geschaffen werden. "Etwa durch eine erstklassige Infrastruktur oder niedrigere steuerliche Belastungen", so Heise.

Aller Voraussicht nach dürfte es nach der Volksabstimmung zu einer Dreierkoalition kommen. "Mit der CDU/CSU an der Spitze glauben wir an eine günstigere Kombination für Unternehmen und die Aktienmärkte", schrieb Thomas Kruse vom Vermögensverwalter Amundi. Diese Parteien dürften die Steuerlast senken und private Investitionen fördern.

Mit den Grünen in einer Koalition werde der Komplex Umwelt und Soziales in der Wirtschaft weiter in den Vordergrund rücken. "Branchen wie grüne Energie und auch der Automobilsektor auf dem Weg zur E-Mobilität könnten besonders interessant werden".

Ampel-Koalition eingepreist

Eine "Ampel" aus SPD, Grünen und FDP sei an der Börse wohl bereits "eingepreist", werde also die Kurse nicht mehr stärker bewegen, vermutet Kruse. Im Falle einer SPD-geführten Regierung seien höhere Schulden und mithin eine schlechtere Haushaltsbilanz wahrscheinlich. Auch mit Blick auf die Haushaltsdefizite europäischer Partner könnte eine Regierung unter der Führung der Sozialdemokraten mehr "Toleranz" zeigen als eine CDU/CSU-geführte Koalition.

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Das aus Sicht vieler Beobachter unwahrscheinliche Szenario einer Koalition aus SPD, Grünen und Linken hält Darren Williams vom Vermögensverwalter AllianceBernstein für das folgenreichste für die Börsen. In diesem Fall dürften Anleger Bundesanleihen verkaufen und deren Renditen steigen.

"Aber selbst eine linksgerichtete Regierung wäre mit erheblichen Einschränkungen konfrontiert", so der Stratege. Denn diese Koalition hätte voraussichtlich nur eine knappe Mehrheit und für eine Änderung der Schuldenbremse sei eine Zweidrittelmehrheit in Bundestag und Bundesrat erforderlich.

Einig sind sich die Auguren, dass bis zur Findung einer neuen Regierung einige Zeit ins Land gehen dürfte. Abwarten könnte also zunächst die Devise am Aktienmarkt lauten. Für Abwechslung dürften Konjunkturdaten sorgen. Auf der Agenda stehen in der kommenden Woche in den USA die Auftragseingänge im August sowie Verbraucherumfragen und Frühindikatoren im September.

Neues Angebot für Zooplus

Unter den Einzelaktien dürfte neue Bewegung gleich am Montag in die Zooplus-Aktie kommen. Der Investor EQT hat den Konkurrenten Hellman & Friedman (H&F) überboten. EQT biete nun 470 Euro je Aktie des Online-Händlers für Tierbedarf und damit 10 Euro mehr als H&F, teilte das im MDAX notierte Unternehmen am Samstag mit. Das Unternehmen begrüßte die neue Offerte.

Das Aktienkapital des Online-Tierbedarfshändlers werde bei dem Gebot mit insgesamt rund 3,6 Milliarden Euro bewertet. Das Angebot unterliege einer Mindestannahmequote von 50 Prozent plus einer Aktie. Der Finanzinvestor Hellman & Friedmann hatte erst Mitte September sein Gebot deutlich auf 460 Euro je Aktie erhöht, um sich Konkurrenten wie EQT vom Leib zu halten. KKR stieg nach dem angehobenen H&F-Gebot aus dem Ringen um Zooplus aus.

Daneben laden mit BASF und Covestro zwei Chemiekonzerne aus dem DAX zu Investorentreffen, wie auch die europäischen Schwergewichte TotalEnergies, ASML und Novartis. (Mit Material von dpa-AFX)

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